ROUSSEAU. 220
et den Deismus Verbrechen ist, Wort zu halten, barmherzig, wohlthätig, großmütig zu
für das Dasein sein, wo der Rechtschaffene verachtet und der Treulose geehrt wird!
Haterie und aus Das Gewissen gebietet Beschränkung der Begierden auf den unserer
Erklärung, nur Fähigkeit, sie zu befriedigen, angemessenen Grad, ‚nicht völlige Unter-
angen ihre Un- drückung derselben: alle Leidenschaften sind gut, wenn wir sie, schlecht,
efühls, welches wenn sie uns beherrschen.
Wider endgültig Im zweiten Teile der Professton du fot du vicatre savoyard wendet
sich Rousseau von der Bekämpfung des Sensualismus, Materialismus,
uns einzig ge- Atheismus und der Interessenmoral zur Kritik der Offenbarung. Warum
hls, so läßt sich sollten neben der natürlichen Religion mit ihren‘ drei Grunddogmen Gott,
, daß eine mich Freiheit, Unsterblichkeit noch besondere Glaubenslehren nötig sein, welche
’ergleichen oder die Begriffe von dem großen Wesen mehr verwirren als aufklären, uns
Empfinden oder die Annahme von Ungereimtheiten zumuten und. den Menschen stolz,
st ein passives, unduldsam und grausam machen, da doch Gott keinen anderen Dienst
les Aufmerkens als den des Herzens verlangt? Jede Religion ist gut, in der man Gott
pfindendes oder auf geziemende Art dient. Hätte uns Gott eine einzige Religion vorge-
Vesen bin. Die schrieben, so würde er sie mit untrüglichen Kennzeichen der alleinigen
© Immaterialität Echtheit versehen haben. Die Autorität der Väter und der Priester kann
det, Des Fort- nicht entscheiden, denn jede Religion erklärt sich für offenbart und für
mich die That- die einzig wahre: der Muhammedaner hat das gleiche Recht, bei der
hrend der Gute Religion seines Vaters. zu verharren, wie der Christ bei der des seinigen.
Mensch in der Da alle Offenbarung durch menschliche Überlieferung an uns herankommt,
‚ersum zu über- so kann nur die Vernunft der Richter über ihre Göttlichkeit sein. Die
ıd. Schönheit zu sorgfältige Prüfung der in alten Sprachen abgefaßten Urkunden würde
sich dem Tiere eine umfassende Gelehrsamkeit erfordern, die unmöglich Bedingung des
egen den wohl- Heiles und der Gottgefälligkeit sein kann. Wunder und Prophezeiungen
wird, wenn sie sind nicht beweiskräftig, wie soll man die wahren von den falschen unter-
nhzige: Idee, alle scheiden? Wenden wir uns von den äußeren zu den inneren Kenn-
Wie der Frei- zeichen der Lehre selbst, so ist auch hier: eine Entscheidung zwischen
> Materie u. S. W. den Gründen und Gegengründen (der Verfasser legt jene einem 7nsp7re,
ıcht mich mein diese einem rarsonneur in den Mund) nicht zu treffen; auch bliebe, beim
ft ist, sich vor Übergewicht der ersteren, immer noch die Schwierigkeit bestehen, wie
endliches Wesen es sich mit Gottes Güte und Gerechtigkeit vereine, daß das Evangelium
das genügt mir; zu so vielen Menschen nicht hingelangt ist, und wie diejenigen, denen
5s an.“ heute die Gottheit Christi verkündet wird, sich von ihr überzeugen können,
eines Handelns da doch die Zeitgenossen ihn verkannt und getötet haben. Nach meiner
‚ut ist alles, was Einsicht vermag ich die Wahrheit der christlichen Offenbarung und den
ıller Philosophen Nutzen derselben für ihre Bekenner nicht zu ergründen. Die Unter-
Instinkt für den suchung‘ der Vernunft endigt bei einem „ehrfurchtsvollen Zweifel“: ich
in der Überein- nehme die Offenbarung weder an, noch verwerfe ich sie, aber ich ver-
nheit der Sitten werfe die Verbindlichkeit, sie anzuerkennen. Anders jedoch, als:die ver-
keit, dieselbigen ständige Überlegung, urteilt mein Herz: für dieses ist die heilige Majestät
‚and, wo es ein und erhabene Einfalt der Schrift der bündigste Beweis, daß sie mehr als