TSCHIRNHAUSEN. 255
- Bedingungen von Auf klärungsphilosophen,' die.in einem mehr wissenschaftlichen Sinne
dem Eklekticismus huldigten, indem sie von methodologischen Überlegungen
Thomasius! aus den Gegensatz des Rationalismus und Empirismus zu überwinden
694 Professor versuchten. Fest überzeugt von der Bündigkeit und Unentbehrlichkeit des
n Leipzig seit mathematischen Verfahrens auch in philosophischen Untersuchungen, hält
zleich Heraus- Tschirnhausen es doch für unerläßlich, daß die Deduktionen einerseits
Monate, Ge- ihren Ausgang von empirischen Thatsachen nehmen, anderseits durch
‚erst mit voller Experimente bestätigt werden. Die innere Erfahrung gewährt uns vier
n Aufklärung Urfakta, deren oberstes die Gewißheit des Selbstbewußtseins ist. Das
zeweisführung, zweite, daß uns manches angenehm, mänches unangenehm affıziert, ist
Verständigkeit die Basis der Moral; das dritte, daß uns einiges begreiflich ist, anderes
ser Duldung. nicht, die der Logik; das vierte, daß wir passiv durch die Sinnlichkeit
tzliche Welt- Eindrücke von außen erhalten, die der empirischen Wissenschaften, speziell
schmackvolles der Physik. Demnach sind Bewußtsein, Wille, Verstand und sinnliche
‚ ihre nächste Vorstellung (zmaginatio) nebst der Körperlichkeit unsere Grundbegriffe.
lie Glückselig- Nicht die Wahrnehmung /perceptio), sondern allein der Begriff (conceptio)
zesunde Men- giebt Wissenschaft; wahr ist, was wir „begreifen“ können, der Verstand
Verstand von als solcher kann nicht irren, wohl aber kann die Imagination uns zur
las Glück der Verwechselung des bloß Vorgestellten mit Begriffenem verführen. Das
on thörichten Verfahren der Wissenschaft ist die geometrische Beweisführung, welche
Tugend, der von (genetischen) Definitionen ausgeht und aus der Analyse derselben
dieser für die Axiome, aus ihrer Verbindung Theoreme gewinnt. Für das solcherweise
3 haben seine a priori Bewiesene muß jedoch, wie bemerkt, a posteriori Bestätigung er-
ıs Naturrecht, bracht werden. Die höchste unter allen Wissenschaften ist die Natur-
nd die Ethik, philosophie, da sie nicht nur die Sinnendinge und nicht nur (wie die
thue keinem Mathematik) die Vernunftdinge, sondern das Wirkliche selbst in seiner
anständigkeit: wahren Beschaffenheit betrachtet. Deshalb ist sie die göttliche Wissen-
rbarkeit oder schaft, während die menschlichen sich nur mit unseren Vorstellungen
h thun. Die oder mit der Relation der Dinge zu uns beschäftigen.
dritte auf den
ittlichen nicht. 2. Chr. Wolff.
„ welche, un-
blem einzeln Christian Wolff, geb. 1679 in Breslau, studierte in Jena Theologie,
verhandelten daneben Mathematik und Philosophie, habilitierte sich 1703 in Leipzig
esellten, eine und erhielt durch Leibniz’ Vermittelung 1706 eine Professur der Mathe-
silichkeit ihrer matik in Halle. Seine Vorlesungen, die sich bald über alle philosophi-
z befreundete schen Disziplinen ausdehnten, fanden großen Anklang. Diese Beliebtheit
gentis SLve artıs sowie die rationalistische Denkrichtung des Philosophen erregten die Miß-
leren Gruppe gunst der Pietisten Francke und Lange, welche beim König Friedrich
Wilhelm I. 1723 seine Entsetzung und Austreibung zu erwirken wußten.
Pre 3688 Nachdem er in Marburg eine Zuflucht gefunden, wurde er von Friedrich
sch erschienen d. Gr. kurz nach dessen Thronbesteigung nach Halle zurückberufen, wo
er bis zu seinem Tode 1754 gelehrt und eifrig geschrieben hat. In seinen