DIE GLAUBENSPHILOSOPHIE: HAMANN. 267
Mit den Fort- selben. Denn wenn sich auch Kant mit ihr auf gemeinsamem Boden
a Hand. Die bewegt, sofern er sich zu ihrem Wahlspruch bekennt: „habe Mut, dich
ce Tugend als deines eigenen Verstandes zu bedienen, werde mündig, laß ab, dich der
wird in Weg- Leitung eines anderen anzuvertrauen, mache dich auf allen Gebieten
t des Herzens von dem Zwange der Autorität los“ und außer solcher formellen Forderung
ischen Lohnes der Geistesfreiheit auch inhaltlich gewisse Absichten und Überzeugungen
auf heilsamen (die Wendung von der Welt zum Menschen, den Versuch einer Synthese
Sie wird gewiß zwischen Vernunft und Erfahrung, den Glauben an eine Vernunftreligion)
ıte thun wird, mit ihr teilt, so steht er doch nach Verfahren und Ergebnis wie ein Riese
ms, das dritte neben einem Geschlechte von Zwergen, ein Wissender, der aus Grund-
unmerklichen sätzen entscheidet, neben Meinenden, welche Resultate zusammenlöten,
ı wegen dieser ein methodischer Systematiker neben wohlgesinnten aber ohnmächtigen
scheinen rück- Eklektikern. ‚Die Philosophie der Aufklärung verhält sich zu derjenigen
ie immer die Kants wie Raisonnement zur Wissenschaft, wie lahme Vermittelung zu
prinzipieller Lösung, wie Flickwerk zur Schöpfung aus dem Vollen, zu-
ın durchlaufen gleich aber wie Wunsch zur That, wie negative Vorbereitung zu posi-
gelangt, knüpft tiver Leistung. Unleugbar kam es dem Kriticismus sehr zu statten,
önnte der ein- daß die Aufklärung einen Kreuzungspunkt für die verschiedenen Rich-
ınden gewesen tungen geschaffen, die. bestehenden, einander feindlichen Systeme ge-
lie älteste ist? nähert, in gegenseitige Berührung gebracht, zugleich aber zerbröckelt
keligionen eine und damit das Bedürfnis nach einem neuen, fester und tiefer begründeten
sten entfernte, geweckt hatte,
itige Kritik mit
in Greuel war. 4. Die Glaubensphilosophie.
Religion, noch Die Gefühls- oder Glaubensphilosophen stehen zur deutschen Auf-
oschichtswahr- klärung in einem ähnlichen Verhältnis, wie Rousseau zur französischen.
unfiwahrheiten Auch hier werden der erkennenden Vernunft gegenüber die Rechte der
a EL Empfindung geltend gemacht. Von den hervorragenden Vertretern
me historischen dieser antirationalistischen Richtung war Hamann der‘ wegweisende,
», ob man ihn Herder der reichste, Jacobi der klarste !. Daß nicht im unterscheidenden
ntschieden da- Denken, sondern in der Anschauung, Erfahrung, Offenbarung, Tradition
ner Vernunft- die Quelle unserer Gewißheit zu suchen sei, die höchsten Wahrheiten
stionalismus A nur empfunden, nicht bewiesen werden können, alles Existierende, weil
N erwidern, individuell, unbegreiflich sei, sind Überzeugungen, die, bevor sie Jacobi
hinter der Re- als wissenschaftlich begründeten Standpunkt vertrat, von dem Königsberger
der Religionen Sonderling J. G. Hamann (+ 1788) tumultuarisch verkündet wurden. Einer
Geschichtliche ungedruckten Rezension Hamanns entnahm Herder die Vorwürfe, die
Herder — ge- seine „Metakritik“ gegen Kants Vernunftkritik erhebt: daß die Trennung
arauf zu legen,
ı bringen, und 1 Dieser Gruppe darf auch Jean Paul Friedr. Richter (1763—1825) zugezählt
‚nd, um zu er- werden, Über ihn PAUL NERRLICH 1876; Joser MÜLLER, J. P. und seine Bedeutung
Leistungen von für die Gegenwart, 1804; „Ders. Die Seclenlchre J.P.S, Erlanger Diss. 17804; Der
. J.P.s philosophischer Entwickelungsgang (mit Benutzung des ungedruckten Nachlasses’
schaft mit den- im AGPh. Bd. ı2, Heft 2 und 3, 1900.