268 DIE OPPOSITION GEGEN DIE AUFKLÄRUNG.
von Stoff und Form, von Sinnlichkeit und Verstand unstatthaft, daß Kant die Vernu!
die Bedeutung der Sprache, in der eben Verstand und Sinnlichkeit sich schaffenhei
vereinigen, verkannt habe, u. ä. m. Sitten, Ch
In Herder! (1744—1803, seit 1776 Generalsuperintendent in Wei- Durch die
mar) erwuchs der Gefühlsphilosophie eine vornehmere, abgeklärtere und griffs der
harmonischere Natur, die mit Lessing das historische Interesse gemein Stadien di
hat und die Tendenz, Pantheismus und Individualismus gleichsehr festzu- Schellings
halten. Gott die all-eine, unendliche, geistige (nicht persönliche) Urkraft, Mind.
die sich in jedem Dinge ganz offenbart („Gott, Gespräche über Spinozas 1799 (geg‘
System“, 1787). Der Lebendigkeit, Macht, Weisheit und Güte Gottes gone“ 180
entspricht die Lebendigkeit und Vollkommenheit‘ des Universums wie im Ton n
der einzelnen Geschöpfe, deren jedes seinen unersetzlichen Eigenwert von Sinnli
hat und seine Zukunft als Anlage in sich trägt. Überall ein und das- Wahren ur
selbe Leben in einer aufsteigenden Reihe von Kräften und Formen teils gröbli
mit unmerklichen Übergängen. Stets ist Inneres und Äußeres beisammen, macht He:
keine Kraft ohne Organ, kein Geist ohne Körper. Wie das Denken der Erken
nur eine höhere Stufe des Empfindens ist, die sich aus der niederen gefallen „c
durch die Sprache entwickelt — gleich dem Sinne ist die Vernunft kein voller ist «
produktives, sondern ein rezeptives Vermögen des „Vernehmens“ —, so Form, ohr
ist der Freiheitsprozeß der Geschichte nur die Fortsetzung und Vollen- Schönhe:
dung des Naturprozesses („Ideen zur Philosophie der Geschichte der Lebendigk
Menschheit“ 1784 ff‘) Der Mensch, das letzte Schoßkind der Natur Schönheit
und ihr erster Freigelassener, ist der Knotenpunkt, an dem sich die durch wel|
physische Ereignisreihe in die ethische umsetzt; das Schlußglied der Erd- sympathet:
organisationen ist zugleich das Anfangsglied der geistigen Entwickelung. Wert der.
Aufgabe der Geschichte ist die Entfaltung aller der Kräfte, welche die der die at
Natur im Menschen, als dem Kompendium der Welt, koncentriert hat; ihr schildert v
Gesetz, daß allenthalben auf unserer Erde werde, was auf ihr werden kann; Frie«
ihr Ziel die Humanität, die harmonische Ausbildung aller unserer Anlagen. der Gefühl
Wie die Natur einen einzigen großen Organismus bildet und vom Stein begründet.
bis zum Menschen eine zusammenhängende Entwickelung beschreibt, lebte bis
so ist die Menschheit ein einziges großes Individuum, das seine Lebens- Holstein ı
alter von der Kindheit (Orient) durch das Knabenalter (Ägypten und Akademie
Phönicien), ‘die Jünglingszeit (Griechentum), das Mannesalter (Rom) bis Bänden g
zum Greisenalter (christliche Welt) durchläuft; hierbei ist keine Stufe die Briefe
bloß Mittel, jede zugleich Zweck. Der Geist steht in engster Abhängig- Glauben «
keit von der Natur, die Natur ist bei der Geschichte durchgängig beteiligt. und die S
Die feinere Gehirnorganisation, der Besitz der Hände, vor allem der herzige Zu
aufrechte Gang machen den Menschen zum Menschen und geben ihm und Spinc
auf Jacob
ı a Kant ist ı
1 Über ihn s. die Biographie von R. HAYm, 2 Bde., 1877, 1885, E. KÜHNEMANN, Tisators.
H.s Persönlichkeit 1893, H.s Leben 1895 und das oben (S. 2641!) zitierte Buch von
WITTE. (der Vers