DIE GLAUBENSPHILOSOPHIE: HERDER, JACOBI, 209
haft, daß Kant die Vernunft. Ebenso sind es die Naturverhältnisse, Klima, Bodenbe-
nnlichkeit sich schaffenheit, die umgebende Pflanzen- und Tierwelt u. s. w., welche die
Sitten, Charaktere und Geschicke der Völker wesentlich mitbestimmen.
ndent in Wei- Durch die Verknüpfung der Natur mit der Geschichte vermittelst des Be-
geklärtere und griffs der Entwickelung, durch den Gedanken, daß beide nur verschiedene
teresse gemein Stadien desselben Grundprozesses darstellen, ist Herder der Vorläufer
ichsehr festzu- Schellings geworden.
aliche) Urkraft, Minder erfreulich ist seine Polemik gegen Kant in der „Metakritik“
über Spinozas 1799 (gegen die Kritik der reinen Vernunft) und dem Gespräche „Kalli-
d Güte Gottes gone“ 1800 (gegen die Kritik der Urteilskraft). Sie ist .weder würdig
niversums wie im Ton noch sachlich von großer Bedeutung. Dort wird die Scheidung
hen Eigenwert von Sinnlichkeit und Vernunft, hier die Abtrennung des Schönen vom
ein und das- Wahren und Guten gerügt, dabei aber Kants ästhetische Theorie großen-
und Formen teils gröblich mißverstanden. Aus dem „uninteressierten“ Wohlgefallen
es beisammen, macht Herder ein kaltes Wohlgefallen, aus der harmonischen Thätigkeit
» das Denken der Erkenntniskräfte ein langweiliges, äffisches Spiel, aus dem Wohl-
5 der niederen gefallen „ohne Begriff“ ein Urteilen ohne Grund und Ursache. Gehalt-
Vernunft kein voller ist das Positive seiner eigenen Ansicht. Ein Gefallen durch bloße
hmens“ —, so Form, ohne Begriff, ohne Vorstellung eines Zweckes ist unmöglich. Alle
ıg und Vollen- Schönheit muß etwas bedeuten oder ausdrücken, Symbol innerer
3eschichte der Lebendigkeit sein, ihr Grund ist Vollkommenheit oder Zweckgemäßheit.
ad der Natur Schönheit ist diejenige ebenmäßige Verbindung der Teile eines Wesens,
dem sich die durch welche dieses selbst sich wohlfühlt und dem Betrachter, der
glied der Erd- sympathetisch dessen Wohlsein mitgenießt, wohlgefällt. Der Reiz und
Entwickelung. Wert der „Kalligone“ liegt mehr in der Wärme und Anschaulichkeit, mit
e, welche: die der die ausdrucksvolle Schönheit der einzelnen Naturerscheinungen ge-
ntriert hat; ihr schildert wird, als in der begrifflichen Erörterung.
werden kann; Friedrich Heinrich Jacobi (1743—1810) hat den Standpunkt
serer Anlagen. der Gefühlsphilosophie am ausführlichsten dargestellt und am sorgfältigsten
nd vom Stein begründet. Er war in Düsseldorf als Sohn eines Fabrikbesitzers geboren,
ng beschreibt, lebte bis 1794 dort und auf seinem Landsitze in Pempelfort, dann in
seine Lebens- Holstein und seit 1805 in München, wo er 1807—1813 Präsident der
(Ägypten und Akademie der Wissenschaften war. Von seinen 1812—1825 in sechs
liter (Rom) bis Bänden gesammelten Werken kommen hier hauptsächlich in Betracht
t ‘keine. Stufe die Briefe „Über die Lehre des Spinoza“ 1785, „D. Hume über den
ter Abhängig- Glauben oder Idealismus und Realismus“ 1787, „Jacobi an Fichte“ 1799
ängig beteiligt. und die Schrift „Von den göttlichen Dingen“ 1811, die Schellings unbarm-
vor allem der herzige Zurechtweisung „Denkmal Jacobis“ zur Folge hatte. Außer Hume
nd geben ihm und Spinoza hatte der Sensualismus des Bonnet und Kants Kriticismus
auf Jacobi den nachhaltigsten Eindruck gemacht. Sein Verhältnis zu
n Kant ist weder das eines Gegners noch das eines Anhängers und Popula-
E. KÜHNEMANN, . . Zr x .
tierte-Buch von risators. Mit Kants Kritik des Verstandes erklärt er sich einverstanden
(der Verstand ist eine bloß formale. nur Begriffe bildende und kombi-