EMPIRISMUS UND KRATIONALISMUS. 275
; ein Wirkliches Philosophen vergessen, daß wir durch Begriffszergliederung nie zu einem
zan für Realität Wirklichen kommen, und daß die Sinnlichkeit für das Erkennen eine viel
über den Ur- größere Bedeutung hat als nur die, ihm einen Anstoß zu liefern; daß
pirismus richtig sie es ist, welche dem Verstande die realen Gegenstände und damit
so vereinigen: den Inhalt der Erkenntnis verschafft. Zum Erkennen gehört außer der
ı aus der Ver- (formellen Verstandes-) Thätigkeit auch ein Leiden, ein Empfangen
der Erfahrung. von Eindrücken. Weder die Sinnlichkeit allein noch der Verstand allein
(syllogistischen) bringt Erkenntnis zuwege, es sind beide Erkenntnisvermögen dazu nötig,
nem Begründer das aktive und das passive, das begreifende und das anschauende. Hier
tive empfohlen erhebt sich die Frage: wie unterscheiden sich Begriff und Anschauung,
£r verlangt vor sinnliche und vernünftige Erkenntnis, und worauf beruht ihre Zusammen-
r Rationalismus gehörigkeit ? —
us ein für alle Die beiden Hauptrichtungen der neueren Philosophie stimmen jedoch,
in erster Linie ungeachtet ihrer Verschiedenheit nach Ausgangspunkt und Resultaten, in
Die Induktion einigen Punkten überein. Wenn der Widerstreit und die Einseitigkeit
ringt es nur zu der beiden Schulen den Gedanken nahelegte, ihre Standpunkte durch-
Allgemeinheit, einander zu ergänzen, so gab die Einsicht in die Unrichtigkeit ihrer ge-
;ndige Erkennt- meinsamen Überzeugungen die Veranlassung, über sie hinauszugehen
und befestigen, und einen neuen höheren Standpunkt über beiden und zugleich über
;n Forderungen dem die Gegensätze zu verbinden suchenden Eklekticismus zu gründen.
ie gewünschten Die gemeinsamen Fehler betreffen zunächst das Wesen des Urteils und
de? «Giebt: es den Unterschied von Sinnlichkeit und ‚Verstand. Auf keiner Seite war
hetisch sind), das Eigentümliche des Urteils erkannt worden, daß es in einem thätigen
elten (apriori Verknüpfen besteht. Die Rationalisten sahen im Urteilen allerdings
. entspringt die eine Thätigkeit, aber nur die eines Bewußtmachens, eines bloßen Ver-
mthetische Ur- deutlichens und analytischen Folgerns, womit die Wissenschaft nicht vom
Flecke kommt. Die Empiristen beschrieben es als ein Vergleichen und
über- und den Unterscheiden, als ein bloßes Wahrnehmen und Anerkennen der zwischen
‚keit die Quelle den Ideen bereits bestehenden Beziehungen und Verbindungen, während
nem fast ganz in der That das Urteil die Verhältnisse und Verbindungen der Vor-
chaften herab- stellungen nicht vorfindet, sondern selbst erst stiftet. Dort fehlt das syn-
weit Vertrauen, thetische, hier das aktive Moment. Die mangelhafte Ansicht vom Urteil
ı (Eindrücken) war einer der Gründe für die Entstehung der extremen Theorien über. den
akter alles Er- Ursprung der Vorstellungen aus der Vernunft oder aus der Wahrnehmung.
rt eine Unter- Der Rationalismus betrachtet auch inhaltliche Begriffe als angeboren,
Sie! meinten; während nur die formellen es sind; der Empirismus betrachtet alle, auch
der Dinge, der die obersten formellen Begriffe (die Kategorien) als abstrahiert aus der
elle. Was der Erfahrung, während Erfahrung nur den Inhalt der Erkenntnis, nicht aber
r sie denkt, ist dessen notwendige Verknüpfung liefert. Dort werden zu viele, hier zu
das Vermögen wenige als ursprüngliches Verstandesbesitztum angesehen. Die Frage
Feind als der „welche Begriffe sind angeboren“ kann nur entschieden werden durch
und Verdeut- Beantwortung der anderen: welches sind die Begriffe, durch welche das
besteht. ‘Diese Urteilsvermögen die aus der Erfahrung gewonnenen Vorstellungen ver-
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