Full text: Geschichte der neueren Philosophie

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Er selbst fühlte sich als den Vollender des Skepticismus; wesentlich verwirft de 
doch deshalb, weil er durch Humes Untersuchungen über die Kausalität gegen Cru 
den stärksten Antrieb zur Ausbildung seiner Erkenntniskritik empfangen bekennt Ss 
hatte. Aufgewachsen in dem dogmatischen Rationalismus der Wolffischen namismus 
Schule, der er noch als Lehrer und Schriftsteller eine geraume Zeit, wenn ihrer Einf 
auch mit selbständigem Geiste forschend, (etwa bis 1760) treu blieb, turwissenst 
wurde er durch den Einfluß der englischen Philosophie allmählich auf von Ebbe 
die Seite der empiristischen Skepsis hinübergezogen, trat sodann — wohl Feuer (In 
infolge der Lektüre der 1765 veröffentlichten „Neuen Versuche“ des Winde. ] 
Leibniz — auf rationalistischen Boden zurück, um endlich, nach erneuter gebliebene 
Einwirkung des Empirismus !, jenen in der „Kritik der reinen Vernunft“ des Himn 
1781 fixierten Standpunkt einzunehmen, der freilich, wie er selbst die ohne Ken 
Spuren vergangener Umwandlungen erkennen läßt, auch in der Folge mechanisc 
noch weitere, wenn auch minder erhebliche Verschiebungen erfahren hat. Die einfa 
Es ist von höchstem Interesse, in den der vorkritischen Periode Materie, 
Kants angehörenden Schriften dem Werden und Wachsen der kritischen zustand , 
Grundgedanken nachzuspüren, Hier können indessen nur die Themata Bemerken 
seines Nachdenkens angegeben und einige der frappantesten Vorausnahmen zwei Punl 
und Anbahnungen der epochemachenden Wendung hervorgehoben werden, und bei < 
Schon das Erstlingswerk „Gedanken von der wahren Schätzung der leben- nische Ko 
digen Kräfte“ 1747 bekundet die schiedsrichterliche Natur des Autors. teil, der I 
Wenn Männer von Gründlichkeit und Scharfsinn, heißt es dort, ganz wider- Kräfte, 0 
einanderlaufende Meinungen behaupten, so muß man seine Aufmerksam- Universur 
keit am meisten auf einen gewissen Mittelsatz richten, der beiden Parteien höchsten 
in gewissem Maße Recht läßt. Es handelt sich um die Streitfrage, ob ken; sie is 
die Größe der bewegenden Kraft nach cartesianischer Ansicht dem Pro- nicht and 
dukt der Masse in die Geschwindigkeit, oder nach Leibnizischer. Theorie Die 
dem Produkt der Masse in das Quadrat der Geschwindigkeit gleichzusetzen Jahre rep] 
sei. Die unbefriedigende Lösung der Frage — der Satz des Descartes 1762 erk] 
gelte für die toten, der des Leibniz für die lebendigen Kräfte — zog für überfl 
Kant den Spott Lessings zu, er begebe sich an die Schätzung der le- möglicher 
bendigen Kräfte, ohne die eigenen geprüft zu haben. Kine ähnliche 17062, we 
Vermittelungstendenz — diesmal gilt es eine Synthese von Leibniz und der „Natı 
Newton — verraten die Habilitationsschrift Principzorum primorum Cco- sind die 
gnitionis metaphysicae nova dilucidatio 1755 und die Dissertation Monadologia nicht ein 
physica 1756. Die erstere unterscheidet Sachgrund und Erkenntnisgrund, ziehungss 
andeuten 
1 Vergl. H. VAIHINGERS von Scharfsinn, großem Fleiß und achtungswerter Ob- sein Got 
jektivität zeugenden Kommentar zu Kants Krit. d. r. V., I. Band, Stuttgart 1881, demons 
S. 48—49. Der zweite Band dieses Kommentars, der die transzendentale Ästhetik alle Mög 
behandelt, ist 1892 erschienen. Er enthält lehrreiche Exkurse über die affızierenden _ 
Gegenstände, das Verhältnis des Apriori zum Angeborenen, „die möglichen Fälle‘ und 1L 
den Streit zwischen Trendelenburg und Fischer, reine und angewandte Mathematik, S, 225—6 
die historische Entstehung der Kantischen Raum- uud Zeitlehre, Kant und Berkeley. Abschluß 
KANT
	        
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