[2 KINLEITUNG.
Um den Ruhm, den ersten modernen Philosophen hervorgebracht ÜBERWEGS Grur
zu haben, streiten Deutschland; England und Frankreich: als Kandidaten „die Neuzeit“ seit der
für das Amt des Eröffners der neueren Philosophie sind nämlich Nikolaus allerdings verwirrende
von Kues, Baco von Verulam und Rene Descartes aufgestellt worden; liches Nachschlagebu
auf Hobbes, Bruno und Montaigne sind nur vereinzelte Stimmen gefallen. Die ausführlich
Am schwächsten ist es mit dem Anspruche Englands bestellt, denn ohne (18548 Sa N
die Bedeutung Bacos zu schmälern, darf man sagen, daß das Programm, En 1875). N en
das er entwickelt — und mehr ist seine Philosophie im Grunde nicht —, ie kein anderes gee
weder in seinen Hauptgedanken von ihm zuerst ausgesprochen, noch von die es von ihrem N
ihm selbst mit hinreichender Konsequenz durchgeführt worden ist. Der auf daß (natürlich au
Streit der beiden anderen Prätendenten aber ist leicht durch einen N EM
billigen Vergleich geschlichtet, wenn man sich nur über die Unterscheidung ins. Gewicht,
von Vorläufer und Anfänger oder von Anbahner und Begründer ver- EDUARD ZELLE
ständigen will. Der Eintritt einer neuen Geschichtsperiode ist nicht wie eines besonnenen Urt
der eines neuen Stückes auf der Spieldose von einem hörbaren Ruck Werke machen, auc]
begleitet, sondern vollzieht sich allmählich. Von dem Punkte, wo das 2. Aufl. 1875) zu Gt
Neue zum erstenmal aufblitzt, unverstanden und seiner selbst nicht recht WILH. WINDEL
bewußt, bis dahin, wo es in voller Kraft und Reife auf der Bühne er- bis Hegel und Herb
« x meinen Kultur und «
scheint, sich selbst als ein Neues erkennend und von den anderen als philosophischen. Mer
solches anerkannt, kann eine geraume Weile verfließen: die Gärung Änteresse der Anscho
zwischen Mittelalter und Neuzeit währt beinahe zwei Jahrhunderte. Ob delten Lehren mehr
nun diese Zeit des Ahnens und Wünschens, des Versuchens und halben würde. Ein in’Auss
Gelingens, in der das Neue mit dem Alten ringt, ohne es zu überwinden, bis zur Gegenwart v
; a 2. Aufl. 1900, unters
und die entgegengesetzten Tendenzen der kämpfenden Weltanschauungen der Hauptsache nur
unklar und wunderlich durcheinanderspielen, ob sie als Nachspiel des PAUMANNS Ge
Gewesenen oder als Vorspiel des Künftigen anzusehen sei — im Grunde gehen, welehe in Ta
doch wohl als beides —, ist schließlich nicht viel mehr als ein. Wortstreit. FRITZ. SCHULT
Die einfache Lösung, sie als Ubergangsperiode hinzunehmen, die lichen Tafeln gesch
nicht mehr Mittelalter und noch nicht Neuzeit sei, hat ziemlich allgemeinen der 2. Aufl. 1899 m
Beifall gefunden. Nikolaus Cusanus (1401—64) hat zuerst grund- JuL. BERGMAN
legende Gedanken der neueren Philosophie ausgesprochen — er ist Bandes erste Abteih
der Reigenführer jenes vorbereitenden Zwischenzeitraums. Descartes OR Oz
(1596—1650) hat das erste moderne System aufgestellt — er ist der z iO ats a0
Vater der neueren Philosophie. Schriftstellers. ;
Zum Schluß eine kurze Übersicht der Litteratur. CARL STUMPF
HEINRICH RITTERS Geschichte der neueren Philosophie (Band 9—12 seiner Gesch. der instruktiven gr:
d. Ph.) 1850—53, bis Wolff und Rousseau reichend (und fortgeführt in der „Übersicht der Litteratur von I
über die Gesch. der neuesten deutschen Philos. seit Kant‘ 1853), ist durch neuere H. C. W. Sion
Arbeiten überholt worden. (3 Bände, der zweit
Der gediegene „Versuch einer wissenschaftlichen Darstellung der neueren Philo- BACHs Gesch. der ı
sophie‘* (6 Bände 1834—53) von JoH. ED. ERDMANN giebt in den Anhängen wörtliche sich desselben Auto
Auszüge aus den fremdländischen Autoren; desselben Verfassers „Grundriß der Gesch. dienen noch immer
d. Ph.“ (2 Bände 1869, 4. Aufl., bearbeitet von BENNO ERDMANN 1896) enthält am (1869, 4. Aufl. 1894
Schlusse die erste Darstellung der deutschen Philosophie seit Hegels Tode, einen positivistische