Full text: Geschichte der neueren Philosophie

376 AE. 
Vernunftwissenschaft oder der „anhebenden Rechtfertigung“, worin zu solle 
die Wahrheit als das Höchste anerkannt wird und das Einzelich wenigstens wie sie 
als erkennendes sich der Gattungsvernunft unterwirft. Endlich mit dem diese 4 
Zeitalter der Vernunftkunst oder dem Stande der „vollendeten Recht- krönen« 
fertigung und Heiligung“, wo der Wille des Einzelnen ganz aufgehen aber ni 
wird in dem Leben für die Gattung, wird der Zweck des Erdenlebens der Stı 
der Menschheit — daß sie alle ihre Verhältnisse mit Freiheit nach der folgend 
Vernunft einrichte — erfüllt sein. — mit der 
In der Jenenser Zeit fiel für Fichte das religiöse Verhalten des Ich dem jü 
mit dem praktischen, die Frömmigkeit mit dem sittlichen Handeln, die wird d 
Gottheit mit dem absoluten Ich, dem Sittengesetz, der moralischen Welt- dort wi 
ordnung einfach zusammen. In diesem Punkte vollzieht sich eine Änderung selige 
seiner Ansicht. Er erfährt Stimmungen in sich, die sich von der Bereit- der spä 
schaft zu moralischem Handeln, so eng sie mit derselben auch verwachsen, daß dis 
so wenig sie von ihr thatsächlich ablösbar sind, doch ihrer Qualität nach was Sie 
unterscheiden; Religion ist weder ohne die metaphysische Überzeugung Fichte 
einer übersinnlichen Welt, noch ohne Gehorsam gegen das Sittengesetz sein Le 
möglich, aber sie selbst ist nicht jene Ansicht und nicht dieses "Thun, soluten 
sondern der innere Geist, der all unser Denken und Handeln durchdringt religiös 
und belebt, sie ist Leben, Liebe, Seligkeit. Und wie hier vom rastlosen gar gel 
Thun die stille Seligkeit, so trennt sich unserem Denker von der thätigen lichen 
Allvernunft, die in ihren individuellen Organen von. Aufgabe zu Aufgabe Eins zı 
fortschreitet, die ruhende Gottheit, das sich selbst gleiche Leben des Ab- spätere 
soluten.. Das früher einige und einzige Prinzip des absoluten Ich spaltet solute, 
sich in die Ichheit (Sittengesetz, Weltordnung) und ein Absolutes als gesetzt 
Grund derselben. „Der Geist (das Ich, oder, wie Fichte jetzt lieber sagt, bleibt, 
das Wissen) ein Bild Gottes, die Welt ein Bild des Geistes.“ Die thätige das Wi 
Weltordnung (das sich in den Individuen realisierende Sittengesetz) die aber s 
unmittelbare, die objektive Wirklichkeit die mittelbare Offenbarung des in den 
Absoluten, hinaus, 
Bedeutet diese Religionsansicht, die Fichte auch in die neuen liche ( 
Darstellungen der Erkenntnislehre mit aufnimmt, ein Verlassen und „Seins‘ 
Verleugnen des früheren Standpunktes? Die Philosophie der zweiten Bezeic] 
Periode” Fichtes ist ein neues System: so urteilt die Mehrzahl der Philo- mißver 
sophiehistoriker. Sie ist nicht eine Umbildung, sondern eine Ergänzung nur die 
des früheren Systems, die in Berlin vorgetragene Lehre bleibt idealis- zur ur 
tisch, wie die in Jena vertretene schon pantheistisch war: so behaupten, endlich 
in Übereinstimmung mit dem Philosophen selbst und seinem Sohne, Sein, 
FORTLAGE, LÖWE, ZIMMERMANN und HaArms. Auch KUNno FISCHER, heit bı 
der in der Entwickelung der Fichteschen Lehre. einen stetigen Fortschritt, selbstb 
einen. allmählichen Übergang „ohne Abbruch“ nachweist, darf der Mino- Fichte: 
rität zugezählt werden, welche Fichte sein Lebelang nur ein System Parad«c 
gelehrt haben läßt. Wir glauben uns der letzteren Ansicht anschließen hafte 
FICH1
	        
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