Full text: Geschichte der neueren Philosophie

3806 SCHELLING, 
bedeutung der psychischen Funktionen. Auf eine konstruktive Psychologie werder 
im Sinne Fichtes, auf eine Geschichte des Bewußtseins ist es abgesehen; gefügt. 
auch die Ausführung schließt sich sehr eng an das Vorbild der Wissen- sich se 
schaftslehre an. Notwe 
In jedem Wissen ist, da Wahrheit die Übereinstimmung zwischen ein Pr 
Vorstellung und Gegenstand ist, ein Zusammentreffen von einem Subjektiven politisc 
und einem Objektiven notwendig. Das Problem dieses Zusammentreffens kür ur 
gestattet eine zwiefache Behandlung. Man kann, wie die Naturphilosophie Indivi 
gethan, vom Objekt ausgehen und zusehen, wie zur Natur die Intelligenz dient. 
hinzukommt. Die Transzendentalphilosophie geht den umgekehrten Weg, des Be 
sie nimmt ihren Standpunkt im Subjekt und fragt, wie zur Intelligenz ein sind M 
mit ihr übereinstimmendes Objekt hinzukommt. Der Transzendentalphilo- Erst. i 
soph bedarf der intellektuellen Anschauung, um die ursprünglichen objekt- offenb: 
setzenden Handlungen des Ich zu erkennen, die dem in das Erzeugnis die gö 
derselben versenkten gemeinen Bewußtsein verborgen bleiben. Der theo- wärtige 
retische Teil erklärt die Vorstellung der objektiven Realität (das mit nicht, 
gewissen Vorstellungen verbundene Gefühl der Nötigung, sie zu haben) E 
aus dem reinen Selbstbewußtsein, dessen entgegengesetzte Momente, eine dritte, 
reelle und eine ideelle Kraft, sich stufenweis beschränken, und begleitet licher 
die Entwickelung des Geistes in drei Perioden („Epochen“) von der Em- philosc 
pfindung, in der sich das Ich begrenzt findet, bis zur produktiven An- Kuns 
schauung, in der dem Ich ein Ding an sich entgegen- und zwischen beide praktis 
die Erscheinung gesetzt wird, — von da bis zur Reflexion (Selbstgefühl, worin 
äußere und innere Anschauung nebst Raum und Zeit, die Kategorien der und N 
Relation als die ursprünglichen) —, endlich durch das Urteil, worin An- sind. 
schauung und Begriff sowohl getrennt als verbunden sind, bis zum abso- in sinı 
luten Willensakt. Das Wollen ist die Fortsetzung und Vollendung der Realer 
Anschauung,! diese war bewußtloses, jenes ist bewußtes Produzieren. Erst ment 
durch das Handeln wird uns die Welt objektiv, erst durch die Wechsel- die O1 
wirkung mit anderen handelnden Intelligenzen gelangt das Ich zu dem tische 
Bewußtsein einer realen Außenwelt wie zu dem seiner Freiheit, Der aufs e 
praktische Teil führt den Willen vom Triebe (dem Gefühl des Wider- sollte 
spruchs zwischen dem Ideal und dem Objekt) durch die Spaltung in 
Sittengesetz und widerstrebenden Naturtrieb zur Willkür. Als „Zusätze“ 
1 Mit solcher Verwandlung des Gegensatzes von Erkennen und Wollen in einen 
bloßen Gradunterschied sinkt Schelling auf den Standpunkt des Leibniz zurück. Bei 
allen von Kant ausgehenden Denkern idealistischer Richtung begegnet uns das Streben, 1 
den kritischen Dualismus von Verstand und Wille, desgleichen den von Geist und Geist 
Sinnlichkeit, zu überwinden. Schiller läßt die entgegengesetzten Triebe des Ich sich Satze 
nachträglich in der künstlerischen Thätigkeit harmonisch vereinigen, Fichte führt sie tität 
auf einen gemeinschaftlichen Grund zurück; beides verbindet Schelling, indem er die erhob 
Kunst als Wiederherstellung der ursprünglichen Identität feiert. Hegel reduziert 
das Wollen auf das Denken, Schopenhauer läßt den Intellekt aus dem Willen hervor- nutzt, 
gehen, zu der
	        
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