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Endlichen erkannt. Das Wissen von der Versöhnung der obersten Gegen- ‚oder die
sätze oder von dem Unendlichen im Endlichen stellt sich in drei Formen enthält
dar: in der Form der Anschauung (Kunst), des Gefühls und der Vor- welcher
stellung (Religion), des Denkens (Philosophie). Religior
a. Ästhetik. Das Schöne ist das Absolute (das Unendliche im End- komme!
lichen) in sinnlicher Existenz, die Idee in begrenzter Erscheinung. Je Naturre
nach dem Verhältnis dieser Momente, je nachdem ein Überwiegen der ‚lich ihre
äußeren Gestalt oder des inneren Gehalts oder ein Gleichgewicht beider Di
stattfindet, haben wir die symbolische Kunstform, in der die Erscheinung sich in
überwiegt, die Idee nur angedeutet wird, oder die klassische, in welcher (indisch
Idee und Anschauung oder geistiger Inhalt und sinnliche Form sich voll- persisch
ständig decken und durchdringen, jener in diese restlos aufgenommen wird, und d
oder die romantische, bei der die Erscheinung zurücktritt und die Idee, die Rel
die Innerlichkeit des Gemüts überwiegt, Die klassische Kunst, bei welcher indem
Form und Gehalt einander vollkommen angemessen sind, ist die schönste, Di
die romantische nichtsdestoweniger die höhere, bedeutendere. tivität
Symbolisch war die orientalische Kunst mit Einschluß der ägyp- (Einheit
tischen und hebräischen, klassisch die griechische, romantisch ist die ‚der Zw.
christliche, welche ganz neue Empfindungen ritterlicher und religiöser ‚des kn
Art — Liebe, Treue und Ehre, Schmerz und Buße — in die Kunst ein- die Nic!
führt und selbst das Kleine und Zufällige durch sorgsame Behandlung zu kund w
adeln versteht. Das Erhabene gehört zur Symbolik, die römische Satire im Jup
ist die Auflösung des klassischen, der Humor die des romantischen Ideals. Volks
Die Architektur ist eine vorwiegend symbolische Kunst, die Skulptur schöner
gestattet die reinste Ausprägung des klassischen Ideals, Malerei, Tonkunst wahrt:
und Dichtkunst tragen einen romantischen Charakter. Damit ist nicht Di
ausgeschlossen, daß sich innerhalb jeder Kunst jene drei Stufen wieder- Freiheil
holen, in der Architektur z. B. als monumentale (Obelisk), dienende (Haus mensch
und Tempel) und gotische (Dom) Baukunst. Wie die Plastik bei den schen
Hellenen, so erreichen die romantischen Künste ihren Höhepunkt bei den von sic
christlichen Völkern. In der Poesie als der vollkommensten und all- Gott si
seitigsten (oder der Totalität der) Kunst, welche den Gegensatz des Gottme
Symbolischen und Klassischen in sich vereinigt, ist die Lyrik eine Wieder- ‚endlich
holung des Architektonisch-Musikalischen, das Epos die des Plastisch- deutet,
Malerischen, das Drama die Verbindung des Lyrischen und Epischen, Überwi
b. Religionsphilosophie. Die in der romantischen Kunst, ins- C,
besondere in der Poesie begonnene Zurückziehung aus der äußeren Sinn- in der
lichkeit in das Innere des Gemüts vollendet sich in der Religion. In ihr stalt,
haben die Völker niedergelegt, wie sie sich die Substanz der Welt vor- solute
stellen; in ihr wird die Einheit des Unendlichen und Endlichen empfunden ist die
und bildlich vorgestellt. Sie ist nicht bloß Gefühl der Frömmigkeit, sondern M:
ein Denken des Absoluten, nur nicht in Form des Denkens, Religion warten:
und Philosophie sind sachlich dasselbe, beide haben zum Objekt Gott matisch