Full text: Geschichte der neueren Philosophie

PSYCHOLOGIE, 445 
zur Selbst- desselben vermag Herbarts Polemik nichts auszurichten, so sehr sie an- 
ımittelbarer gesichts des Unfugs einer überflüssigen Vermehrung der Seelenvermögen 
sgregat ein- am Platze war. Die Verwirklichung des Ideals der Psychologie, die 
telglied des komplizierten Erscheinungen des Seelenlebens auf möglichst wenige ein- 
en) Sitz im fache Elemente zurückzuführen, findet ihre Schranken an der Ver- 
re bemerkt schiedenartigkeit der Urphänomene des Begreifens, Fühlens und Be- 
.cht, als sie gehrens, welche einer Ableitung aus der Kombination von Empfindungen 
oder Vorstellungen durchaus widerstrebt. Was Herbart gegen diese 
welche sich Schranken blind machte, war jenes Einheitsstreben, das er als Meta- 
iche, Töne, physiker und Moralphilosoph allzu geflissentlich unterdrückt hatte und 
den Realen, das sich nun für jene Schmälerung seiner Berechtigung dadurch rächte, 
. derselben, daß es den Psychologen zu einer folgenschweren Übertreibung verleitete. 
‚pfindungen Interessant und dankenswert bleibt der mißglückte Versuch trotzdem. 
; Störungen Die Gesetze aufzufinden, welche die Wechselwirkung der psychischen 
indet zwar Elemente befolgt, ist Aufgabe einer Statik und Mechanik der Vor- 
eharrt, ver- stellungen, Jene untersucht das Gleichgewicht oder den beharrlichen 
ung, beides Endzustand, diese den Wechsel oder die Bewegungen der Vorstellungen. 
en. sind, die Schon diese Namen verraten Herbarts Überzeugung, daß in der Seelen- 
gen psychi- lehre Mathematik angewandt werden könne und müsse. Die großen 
Gedächtnis, Hoffnungen jedoch, welche Herbart auf das Unternehmen. einer mathe- 
ıt sich von matischen Psychologie setzte, haben sich weder in seinen eigenen Be- 
rstellungen. mühungen noch in denen seiner Schüler erfüllt, wenn es auch, wie LoTzE 
en); Raum, bemerkt, zu viel behauptet wäre, zu sagen, daß die von ihm aufgestellten 
ı erworben, allgemeinsten Formeln der Erfahrung widersprächen. — Die Einheit der 
ultate eines Seele zwingt die Vorstellungen, aufeinander zu wirken (und die Thatsache 
‚er erneuten ihrer Wechselwirkung beweist, daß sie Einem Wesen angehören). Dispa- 
ein höchst rate Vorstellungen, also solche, welche verschiedenen Vorstellungsreihen 
» besondere angehören, wie das Gesichtsbild der Rose und das Gehörbild des Wortes 
orstellungen Rose, oder wie die in dem Begriffe Goldstück verknüpften Empfindungen 
ı zuschrieb. gelb hart rund klingend, gehen Komplikationen ‚ein. Gleichartige 
Kräfte und (das Erinnerungs- und das Wahrnehmungsbild eines schwarzen Pudels) 
ben. — Es verschmelzen zu einer einzigen Vorstellung. Entgegengesetzte Vor- 
ls. Herbart. stellungen (rot und blau) hemmen einander, wenn sie zugleich im Be- 
doch heil- wußtsein sind. Auf der Verknüpfung und abgestuften Verschmelzung 
ssen Grade der Vorstellungen beruhen Gedächtnis und Reproduktion derselben, so- 
ıg, was die wie die Bildung kontinuierlicher Vorstellungsreihen. Die Reproduktion 
;r bestreitet ist teils eine unmittelbare, ein freies Steigen der Vorstellung durch ihre 
a denen es eigene Kraft, sobald die Hindernisse weichen; teils eine mittelbare, ein 
ren bleiben. Aufsteigen durch Hilfe anderer. Auf die Hemmung teilweise oder 
en gewährt, gänzlich entgegengesetzter Vorstellungen gründet Herbart seinen psycho- 
ırenze, wo logischen Kalkül. Es seien im Bewußtsein gleichzeitig drei entgegen- 
eine andere gesetzte Vorstellungen von verschiedener Intensität gegeben, die stärkste 
Anwendung heiße @, die schwächste c, die mittlere 6. Was geschieht? Sie hemmen
	        
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