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einander, d. h. ein Teil von jeder wird genötigt, unter die Schwelle des, sonde
Bewußtseins hinabzusteigen.! Wieviel wird gehemmt? Soviel als alle gehen
schwächeren Vorstellungen zusammen betragen: die Hemmungssumme Eine ;
oder die Summe dessen, was unbewußt wird, (gleichsam die zu vertei- VOrzus
lende Last) ist gleich der Summe aller Vorstellungen abgerechnet die Druck
stärkste (somit == 6 + c) und verteilt sich auf die einzelnen Vorstel- wirker
lungen im umgekehrten Verhältnis ihrer Stärke, mithin so, daß die stärkste steige1
(die sich am lebhaftesten und erfolgreichsten gegen die Hemmung wehrt) dern
am wenigsten, ‚die. schwächste am meisten -davon zu tragen hat. So lung,
kann es geschehen, daß eine Vorstellung von zwei stärkeren gänzlich Char:
aus dem Bewußtsein verdrängt wird, während ihr dies von einer, wenn masseı
auch noch so überlegenen, niemals widerfahren kann. Der allereinfachste entgeg
Fall ist der, daß zwei gleichstarke Vorstellungen vorhanden sind, von länger
denen dann jede auf die Hälfte ihrer ursprünglichen Intensität hinabge- wird «
drückt wird... Die Summe des im Bewußtsein Bleibenden ist stets gleich Wolle:
der größten Vorstellung. — Sobald eine Vorstellung den Nullpunkt des keiten
Bewußtseins erreicht oder sobald eine neue Vorstellung (Empfindung) Wolle:
frisch hinzutritt, beginnen sofort die übrigen zu steigen oder zu sinken. stimmt
Die Gesetze dieser Bewegungen der Vorstellungen sucht die Mechanik Motive
zu erforschen, deren komplizierte Rechnungen um so eher übergangen so hät
werden dürfen, als ihre präzisen Formeln immer nur sehr ungefähr den schen
wahren Sachverhalt, der sich nun einmal gegen Präzision sträubt, wieder- die M
geben. Die Klippe, an der. jeder immanente Gebrauch der Mathe- würde
matik in der Psychologie scheitern muß, ist die Unmöglichkeit, eine Vor- allem
stellung durch eine andere exakt zu messen. Wohl kann man nach un- abweis
mittelbarem Gefühlseindruck eine Vorstellung für stärker erklären als eine sinnlos
andere, aber man kann nicht angeben, um wieviel sie stärker sei, nicht eingew
mit Grund behaupten, daß.sie doppelt oder halb so stark sei. An dieser zieheri
unüberwindlichen Schwierigkeit ist Herbarts mathematische Psychologie kann,
zu Grunde gegangen. Die Forderung der Exaktheit, die sie aufgestellt von F
hat und mit ihren Mitteln nicht zu befriedigen vermochte, ist neuerdings Arbeit
wiedererhoben worden und hat in der auf’ veränderter Grundlage mit den W
sinnreichen Messungsmethoden arbeitenden Psychophysik zu gesicherten Indivic
Erfolgen geführt. D
Die verschiedenen geistigen Thätigkeiten will Herbart, wie wir sahen, welche
aus dem Getriebe der Vorstellungen ableiten, Gefühl und Begierde Wirkun
sind nichts neben der Vorstellung, sind nicht besondere Seelenvermögen, Physik
— logie o
1 Durch ihren gegenseitigen Druck verwandeln sich die‘ Vorstellungen in ein Theo!
bloßes Streben vorzustellen, welches bei Wegfall der Hemmung wieder ein wirkliches Verwu:
Vorstellen wird. Die in ein Streben yerwandelten Teile einer Vorstellung: und die nötigt
unverdunkelt bleibenden Reste sind nicht abgeschnittene Stücke, sondern die Größe )
bezeichnet nur einen Grad der Verdunkelung der ganzen Vorstellung beziehungsweise allein
des wirklichen Vorstellens. Künst!