28 TAURELLUS.
Denken des Taurellus ist dem Ideal einer‘ christlichen Philosophie als das Betrachte
zugewandt, das er jedoch in der Scholastik nicht erreicht sieht, sofern sie im Schaffen, unc
zwar christlich glaubte, aber in ihrer blinden Verehrung des Aristoteles sondern in der I
heidnisch dachte, Um solchen Zwiespalt zwischen Kopf und Herz zu setzt. Während
beseitigen, muß man in der Religion von den Unterschieden der Kon- der ganze Mens
fession zum Christentum selbst und in der Philosophie von den Autori- nur für des Men
täten zur Vernunft zurückgehen. Man soll nicht ein Lutheraner oder ist, untergehen; 1
Calvinist, sondern einfach ein Christ sein wollen und, statt auf Aristoteles, Glückseligkeit die
Averroös oder Thomas zu schwören, nach Gründen urteilen, Wer nicht rellus äußert, erl
auf die Übereinstimmung von Theologie und Philosophie aus- manche seiner €!
geht, ist weder Christ noch Philosoph. Derselbe Gott ist die erste Quelle theorie gehört d
sowohl der Vernunftwahrheiten als der Glaubenswahrheiten. Die Philo- Verstand gesetzt
sophie ist das Fundament der Theologie, diese das Kriterium und die den Körper) gel
Ergänzung jener, Die erstere geht von den unseren Sinnen offenliegen- alle Menschen si:
den Wirkungen aus und führt zum Übersinnlichen und zur ersten Ur- treu sind, Christ
sache, die letztere geht den umgekehrten Weg. Jener gehört an, was Die Naturphilosc
Adam vor dem Falle wußte oder wissen konnte; wäre nicht gesündigt mismus anerkenr.
worden, so würde es keine andere Erkenntnis als die philosophische geben. einfachen Subst:
Nach der Sünde aber würde die Vernunft, die uns wohl über das Sitten- gesetztes System
gesetz, aber nicht über die Heilsabsicht Gottes unterrichtet, zur Ver- des Übels fehlt
zweiflung führen, da uns weder Strafe noch Tugend gerecht machen Mißbrauch erled
kann, wenn uns nicht die Offenbarung über die Wunder der Gnade und nicht unerwähnt
der Erlösung belehrte. Wenn so Taurellus den Gegensatz von Gottes- und Kepler mit
weisheit und Weltweisheit, der am schroffsten in der Lehre von der „zwie- Körperwelt und
fachen Wahrheit“ ausgesprochen war (es könne in der Theologie wahr der in Newton s
sein, was in der Philosophie falsch, und umgekehrt), mildert und beide
in ein harmonisches Verhältnis zu setzen sucht, so steht ihm doch der
Gegensatz von Gott und Welt unverrückbar fest. Gott ist nicht die
Dinge, wenngleich er alles ist. Er ist reine Affirmation, alles außer ihm Von den E
ist gleichsam aus Sein und Nichts zusammengesetzt und kann nicht ohne den Männern,
anderes sein und erkannt werden; zegalio non nihıl est, alıas nec esset nec Autorität, dem ]
intelligeretur, sed limitatio est affirmationıs. Einfaches Sein oder einfache Schule darf der
Bejahung bedeutet soviel wie Unendlichkeit, Ewigkeit, Einheit, Einzigkeit, trachtet werden
Eigenschaften, die der Welt nicht zukommen. Wer die Dinge als ewig Bildung zwar 1
setzt, hebt Gott auf, Gott und Welt stehen sich gegenüber als unend- Volk die Dogn
liche Ursache und endliche Wirkung. Wie es aber unser Geist ist, der hat, darf und
philosophiert, nicht Gottes Geist in uns, so ist auch der Glaube, durch Der Weise geh
den der Mensch sich das Verdienst Christi aneignet, die freie Wirkung täuschen noch
des menschlichen Geistes und die Fähigkeit dazu angeboren, nicht von trogene oder be
oben eingegossen; Gott ist hier nur helfende oder entferntere Ursache, auf, ein leidend
indem er hinwegräumt, was die Kraft des Glaubens sich zu bethätigen und ein thätige
hindert. Zur antipantheistischen Tendenz gesellt sich sodann die anti- und zur Kinhei
intellektualistische: das Sein und Hervorbringen ist früher und steht höher der Bewegung