Full text: Geschichte der neueren Philosophie

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Verwickeltheit der Eindrücke. Der Denkinhalt entsteht dem Bewußtsein wird 1 
durch „Differenzierung“ seiner Zustände; soll der neue Zustand erkannt, Zusam 
soll er ein Gedanke werden, muß er mit früheren „integriert“ werden. Spenc« 
Die Erkenntnistheorie sucht den „höheren“ (/ransfigured) Rea- ‘Zwisch 
lismus — die Annahme einer wirklichen aber unerkennbaren Außen- S. 146 
welt, die unseren „lebhaften“ Bewußtseinszuständen korrespondiert — der Aı 
positiv und negativ zu rechtfertigen. In diesem Zusammenhange erhebt einen 
Spencer die Frage nach dem Kriterium der Wahrheit, als welches DL 
er die Undenkbarkeit des kontradiktorischen Gegenteils (also die Denk- Leben 
notwendigkeit, die Unauflösbarkeit gewisser Gedankenverbindungen) die sit 
aufstellt, und erörtert die Streitfrage zwischen Empirismus und Aprioris- Das si 
mus, die er im vermittelnden Sinne zu lösen unternimmt, Gegen die Konce 
Empiristen bemerkt Spencer, das Beweisen setze tinbeweisbare, ursprüng- Handl 
liche, aus der Erfahrung nicht ableitbare Wahrheiten voraus, die anzu- Einzel 
erkennen das denkende Individuum durch seine Natur genötigt wird. Der X 
Gegen die Aprioristen macht er geltend, daß jener ursprüngliche Besitz lung; 
des Einzelnen ein Erbteil aus den Erfahrungen der vorangegangenen ‘bestrei 
Generationen sei. Er erkennt ein Apriori zwar für das Individuum an, Aprior 
aber nicht für die Gattung, sofern die für den Einzelnen ursprünglichen währe 
Erkenntnisformen von den Vorfahren mittelst Anpassung empirisch er- nis de 
worben worden seien. „Soll“, 
Die Soziologie betrachtet die Gesellschaft nicht als etwas Gemachtes, Urspri 
sondern als etwas natürlich Gewordenes, als einen Organismus. Denn einst, 
sie zeigt gleich dem Lebewesen Zunahme an Masse, an Verwickelung der auch « 
Struktur, an Solidarität der Teile und Unabhängigkeit des Ganzen von Sie SC] 
dem Leben der Elemente. Freilich dürfen über diesen Analogien die Gefühl 
Unterschiede zwischen dem sozialen und dem physischen Organismus natürli 
nicht übersehen werden, insbesondere der, daß im Tierkörper nicht die zwisch 
einzelnen Teile, sondern nur die Centralorgane mit (einem Gesamt-) Be- Einzel 
wußtsein ausgestattet sind, in der Gesellschaft dagegen nicht das Ganze, man s 
sondern jede der sie zusammensetzenden Einheiten Bewußtsein besitzt; triebeı 
woraus folgt, daß der Einzelne nicht dem Wohle des Ganzen geopfert der so 
werden darf: der Staat ist um der Einzelnen willen da. Spencer vertritt sofern 
das ‘Prinzip des individualistischen Liberalismus. Der Staat soll nur die des n« 
Bedingungen des Lebens schützen und sich nicht in Angelegenheiten winn, 
des Lebens selbst einmischen, da solche Einmischung schlimmere Übel I 
herbeiführt als die sind, die sie zu beseitigen wünscht. Wie die Religion tadelt 
(der Glaube an Götter) aus dem Animismus, der Totenverehrung, so den J] 
ist die politische Gewalt aus dem militärischen Oberbefehl entsprungen. nicht 
Zwang, Bevormundung, Centralisation hemmen den Fortschritt. Sie hältnis 
paßten für den. kriegerischen Typus der Gesellschaft; der indu- erst | 
striellen Periode, in die wir eingetreten sind, entspricht es, wenn die mecha 
Regierung auf die Sicherung des Friedens und der Rechte eingeschränkt
	        
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