32 DIE ITALIENISCHE NATURPHILOSOPHIE
individualistischer Gedanken, die Allbeseeltheit und Unendlichkeit der der heroische A
Welt, endlich das religiöse Verhältnis zum Universum oder die schwärme- Philosoph der it
rische Naturvergötterung — Natur und Welt sind ihm völlig, All, Welt- und ihre Leben
seele und Gott fast gleichbedeutend, selbst die Materie wird ein göttliches einer moralische
Wesen genannt — machen die charakteristischen Züge der brunonischen Archiv f. Gesch.
Philosophie aus, Über ihn (etwas zu enthusiastisch) H. BRUNNHOFER, Nicht mind
Brunos Weltanschauung und Verhängnis 1882; Ders., Brunos Lehre vom zeigt sich Thor
Kleinsten 1890; AL. RıEHL, Bruno, Vortrag 1889, 2. Aufl. 1900; BEYERS- burt wie Telesiu
DORFF, Bruno und Shakespeare, Progr. Oldenburg 1889; FEL. Tocco, erfüllen, Domini)
Die lateinischen Werke des Bruno mit seinen italienischen verglichen Verschwörung ge
(italienisch) 1889; SıGwarrT, Kl. Schr. I. S. 49f.; KUHLENBECK, Licht- er siebenundzwaı
strahlen aus Brunos Werken 1891; BArRACH, Ph. Mon. Bd. ı3, 1877. Zeit der Ruhe
Bruno vollendet das koppernikanische Weltbild, indem er die starre weist er von der
Fixsternrinde, mit welcher Koppernikus und noch Kepler unser Sonnen- der Natur als ei
system umgeben dachte, beseitigt und den Blick in die Unermeßlichkeit ruht die Theolo;
der Welt eröffnet. Damit ist der aristotelische Gegensatz des Irdischen gemäß, an Thor
und Himmlischen aufgehoben. Den (vom Äther erfüllten) unendlichen Philosophie, die
Raum durchlaufen unzählige Gestirne, deren keines den Mittelpunkt in ihrem realen
der Welt bildet. Die Fixsterne sind Sonnen, gleich der unseren von Metaphysik die
Planeten umgeben. Die Sterne bestehen aus den gleichen Stoffen wie „Proprinzipien“, |
die Erde und werden von ihren eigenen Seelen oder Formen bewegt, ihm Augustin un
jeder ein lebendes Wesen, wohl auch jeder ein Wohnsitz unendlich vieler heit der eigenen
Lebewesen von mannigfachen Vollkommenheitsgraden, auf deren Leiter Existenz Gottes
der Mensch keineswegs die höchste Stufe einnimmt. Alle Organismen schließen sich dr
sind zusammengesetzt aus kleinsten Elementen, Minima oder Monaden des Könnens, W
genannt; jede Monade ein Spiegel des Alls, jede körperlich und seelisch, Macht, Weisheit
Materie und Form zugleich, jede ewig; nur ihre Verbindung wechselt Gegenteilen Ohn
beständig. Das Weltall ist, wie dem Raume, so auch der Zeit nach Wissen und Wol
unendlich, die Entwickelung kommt nie zum Stillstand, denn die Fülle der Gottheit folg
der Formen, die in dem Schoße der Materie schlummern, ist unerschöpf- dem Unendlicher
lich. Das Absolute ist die über alle Gegenstände erhabene Ureinheit, ein so kleiner T.
aus der sich alles Geschöpfliche entfaltet und in der es beschlossen Idee eines Weseı
bleibt. Alles ist eins, alles ist aus und in Gott. In der lebendigen Ein- ganze All. Gott
heit des Universums sind ebenfalls die beiden Seiten, die geistige (Welt- daß ”n von dem
seele) und die körperliche (allgemeine Materie) zwar unterscheidbar, aber and Nichtseiende
nicht getrennt. Die Weltvernunft durchdringt allgegenwärtig das Größte hinwegdenke, die
und das Kleinste, aber in verschiedenen Graden. Sie verflicht alles in vl oder der S07/
Einen großen Zusammenhang, so daß, wenn man auf das Ganze blickt, auf ihn, der reir
der Streit und Widerspruch, der im Einzelnen obwaltet, verschwindet erhalte ich als di
und sich in die vollkommenste Harmonie auflöst. Wer die Welt so der Gottheit: Alln
anschaut, wird von Verehrung für das Unendliche erfüllt und beugt 1.Campanellas
seinen Willen dem göttlichen Gesetze: aus der wahren Wissenschaft er- SIGWART, Kl. Schr
wächst die wahre Religion und die wahre Sittlichkeit, die des Geisteshelden, Sn u. on