Full text: Geschichte der neueren Philosophie

47 POLITIK UND RECHTSPHILOSOPHIE, 
sagen, daß Luther (1483—1546) mit Berufung auf das Bibelwort die gangspunkt d 
Obrigkeit für von Gott eingesetzt und heilig erklärte, daneben freilich Vertreternder: 
Recht und Staat als etwas den inneren Menschen wenig Berührendes der in Semen 
ansah, Melanchthon (1407—1560) in den ethischen Schriften (Ahıloso- bald an Bacc 
phiae moralis epitome 1538; ethicae doctrinae elementa 1550) wie in allen 1588 um eine 
seinen Lehrbüchern der Philosophie! auf Aristoteles, den Meister der Denken, Küh 
Methode, zurückging, die Quelle des Naturrechts aber im Dekalog er- Die Franzose: 
blickte, worin ihm Oldendorp (1539), Hemming (1562) und B. Winkler steller. Als d 
(1615) folgten. (Vergl. C. v. KALTENBORN, Die Vorläufer des Hugo gilt die Vertei 
Grotius, Leipzig 1848.) Ausführungen 
Auf katholischer Seite haben die Jesuiten (der Orden wurde 1534 Zweifel auf @ 
gestiftet und 1540 bestätigt) einerseits gegen die lutherisch-augustinische eine andere X 
Lehre von der Willensknechtschaft die pelagianische Freiheitslehre erneuert, Es giebt kein 
andrerseits gegen den von den Reformatoren behaupteten göttlichen Ur- menschliche V 
sprung des Staates dessen natürliche Entstehung durch einen (zurück- trügerisch, zur 
nehmbaren) Vertrag und die Souveränität des Volks bis zur Empfehlung mit gelehrtem 
des Tyrannenmordes vertreten, Bellarmin (1542—1621) lehrt: der läßt und statt 
Fürst hat seine Gewalt vom Volk, und wie dieses die Macht ihm über- Erkenntnis de 
tragen hat, so behält es das natürliche Recht, sie zurückzunehmen und es sich nicht 
anderweit zu übertragen. Bei Juan Mariana (1537—1624; de rege 1599) einstimmen, d: 
heißt es: da das Volk bei Übertragung der Rechte auf den Fürsten für sein, zu ihrer « 
sich eine größere Gewalt zurückbehielt, so ist es befugt, den König u. s, w.ins U 
gegebenenfalls zur Rechenschaft zu ziehen. Wenn er durch schlechte Unwissenheit 
Sitten den Staat verdirbt und, zum Tyrannen ausgeartet, Gesetze und fangen. Wen: 
Religion verachtet, so darf er als öffentlicher Feind von jedermann der ist, so doch 
Herrschaft und des Lebens beraubt werden. Es ist Recht, die Tyrannei wird eine dop 
auf jede Weise zu beseitigen, und von jeher sind diejenigen geachtet das auf Selbst 
worden, die aus Liebe zum öffentlichen Wohle den Tyrannen zu töten natürliche Offe 
versucht haben. Evangelium. | 
thäter ist die 
springt jede 
5. Die französische Skepsis. gebildetes Wis 
hat Montaigne 
In demselben Lande, welches die Wiege der neueren Philosophie die allgemeine 
werden sollte, erscheint gegen Ende des XVI. Jahrhunderts als deren seiner Zeit mi: 
Vorbote der Skepticismus, in welchem das als die ganze und letzte Wahr- am Obszönen 
heit genommen wird, was bei Descartes nur ein Moment, einen Durch- 2 
. 1 ’Essais be 
1 Die BRETSCHNEIDER und BINDSEILsche Ausgabe der Werke Melanchthons Sammlung von m 
bringt im 16, Bande die ethischen, im 13. (und zum Teil im ır. und 20.) die übrigen stände, Das Ch: 
philosophischen Schriften. Die älteste Fassung von Melanchthons Ethik (1532) hat Buntheit des Inh: 
H. HEINECK im 29. Bande der Philos, Monatshefte 1893 veröffentlicht. Ein schönes allenfalls als Ski; 
Bild der Geistesart Melanchthons entwirft W. DILTHEY (AGPh. 6,2) 1892. Vergl. FURTH ins Deutsc] 
auch HEINRICH MAIER, Mel, als Philosoph (ebenda 10,4 bis 11,2) 1897—08. in vier Bändchen
	        
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