WEIGEL. ]. BÖHME. 47
r schätzte Tauler und irdische, in seiner Vernunft (seinem Geiste) die himmlische Welt der
‚e Büchlein eines Frank- Engel in sich, sondern hat vermöge seines Intellekts (seiner unsterblichen
heraus, Als er später Seele) auch an der göttlichen Welt Teil. Da er so eine Welt im Kleinen
war es die deutsche und dazu ein Bild Gottes, so ist alle seine Erkenntnis Selbsterkenntnis,
thodoxie den ursprüng- sowohl die sinnliche Wahrnehmung (die nicht der Gegenstand bewirkt,
daß der Glaube nicht zu der er vielmehr nur den Anlaß giebt) als die Erkenntnis Gottes. Nicht
Annehmen von Lehr- der Buchstäbler, nur der erkennt Gott, wer ihn in sich trägt. Vor den
ng des ganzen Menschen übrigen Wesen ist dem Menschen die Freiheit gegeben, in Gott oder
rwechseln. Religion ist in sich selbst zu wohnen. Wenn der Mensch aus Gott heraustritt, war
ıckfeld und auch noch er sein eigener Versucher und hat sich zu einem Selbstbewunderer und
tslehre, bei Weigel ver- Selbstsüchtigen gemacht. Damit ist das bisher verborgene Böse offenbar
;r Gedanken in Theoso- und Sünde geworden. Wie die Trennung von Gott ein ewiger Akt, so
hepunkt. ist auch die Erlösung und Auferstehung eine innere Begebenheit, In jedem
‚uthertum verinnerlichen Menschen, der die Ichheit aufgiebt, wird Christus geboren; jeder Wieder-
‚ daraus gemacht werde. geborene ist ein Sohn Gottes. Wer aber den alten Adam nicht abthut,
Zeformators, erkennt er den kann kein stellvertretendes Leiden selig machen, mag sich immer
>», und präzisiert in dem die im Buchstaben ersoffene Aftertheologie der Hoffnung trösten, daß
)ifferenzpunkte zwischen der Mensch auf fremde Kreide zeche (ihm fremdes Verdienst angerechnet
s. Luther sei in den werde). Uber Weigel handeln J. O. OPrL 1864, H. JSsRAEL 1889 und
achende Glaube könne H. ScHMIDT in Herzogs Realencyklop. 2. Aufl. Bd. 16.
7 geschichtlichen That- Ihren Gipfel ersteigt die deutsche Mystik in dem Görlitzer Schuh-
zt und dem Sakrament macher Jakob Böhme (1575—1624; Aurora oder die Morgenröte im
chtbare Kirche, ecclesia Aufgang, Mysterium magnum über das erste Buch Mosis u. a.; die von
Priester. seinem Apostel Gichtel gesammelten Werke erschienen 1682 in zehn
Menschen wie in jedem Bänden, 1730 in sechs Bänden, eine neue Ausgabe veranstaltete SCHIEBLER
‚)bstisches, Christus und 1831—1847, 2. Aufl. 1861 ff). Im Mittelpunkte seiner Lehre! steht die
sich (in zeitloser Wahl) Frage nach dem Ursprung des Bösen. Er verlegt denselben in Gott
Nicht Gott ist Ursache selbst und verbindet damit die Grundidee Eckharts, daß Gott einen
etliche Kraft zum Guten Prozeß durchmache, aus dem Zustande des Nichtoffenbarseins in den
um Gott zu leben, ist der Offenbarung übergehe. Beim Anblick eines in der Sonne blitzenden
hı zu ihm bekennt oder Zinngefäßes ging ihm wie eine Inspiration der Gedanke auf, daß, wie
sagen, sondern in der sich am dunklen Gefäß das Sonnenlicht offenbare, so alles Licht der
tentum, desgleichen die Finsternis, alles Gute des Bösen bedürfe, um in die Erscheinung zu treten,
alt und Hülle („Figur“), um erkennbar zu werden. Alles macht sich nur an seinem Gegenteile
zeugen der Mitteilung, empfindlich, die Milde an der Strenge, die Liebe am Zorne, das Ja am
erkünder, nicht Gründer, Nein. Ohne Böses wäre kein Leben, keine Bewegung, kein Unterschied,
bendigen Worte Gottes. «
Pfarrer in Zschopau), 1 Vergl. die treffliche Darstellung bei WINDELBAND, I S ı9. Über Böhme
© wurden, verbindet mit haben geschrieben FR. PAADER (im 3. u. 13. Bande der Werke), HAMBERGER, München
. 1844, H. A. FECHNER, Görlitz 1857, A. PEır, Lpzg. 1860, AD. v. HARLESsS, Berlin
gen Christentum gelehrt 1870, neue Ausg, Leipzig 1882, JoH. HUBER in den Kl. Schr. 1871 S. 34—86,
sus. Der bedürfnislose H. MARTENSEN, deutsch von MICHELSEN, Lpzg. 1882, J. CLAASSEN, Böhmes Leben
as zu gewinnen, sondern u, theos, Werke in geordnetem Auszuge, 3 Bde. Stuttg. 1885; dazu die Reden von
r in seinem Leibe die DEUSSEN, Kiel 1897, und LASSONn (Monatshefte der Comeniusgesellschaft Bd. 6) 18097,