50. DIE BEGRÜNDUNG DER MODERNEN PHYSIK,
Mitarbeiter am Werke der mechanischen Naturwissenschaften Platz des mt
finden. Seele f
_ Wir ‚.beginnen mit Johann Kepler! (1571—1630, Hauptwerk: tionen,
Neue Astronomie oder Physik des Himmels, in Kommentaren über die vorstel.
Bewegungen des Mars 1609), über dessen astronomischen Verdiensten Überfli
lange Zeit seine Bedeutung als Philosoph übersehen worden. ist, obwohl erinner
die Entdeckung der Gesetze der Planetenbewegung nur das Ergebnis Denkeı
von Bemühungen war, die auf eine exakte Fundierung seiner Welt- munge:
anschauung abzweckten. Sie ist ästhetischer Natur, hat zum Angelpunkte these
den Begriff der allgemeinen Weltharmonie und nimmt zu ihrer Be- notdür
währung die Mathematik in Dienst. Denn daß diese Ansicht das ihre re
Gemüt befriedigt und im ganzen und großen dem erfahrungsmäßigen was. K
Eindruck der Naturordnung entspricht, genügt ihm zur Sicherung ihrer kunger
Wahrheit nicht; auf exaktem Wege, mittels Induktion und Experiment, physik
soll bis ins einzelne hinab an den empirischen Tatsachen der Nach- Vorste
weis. nicht bloß einer Harmonie überhaupt, sondern ganz bestimmter dürch
fester Proportionen, erbracht werden. Hiermit verliert die philosophische Auffas
Verwendung der Mathematik jenen Charakter trüber Mystik, die ihr seit Z
den Pythagoreern und sehr stark noch beim Cusaner anhaftete. Mathema- Mitte
tische Verhältnisse bilden das tiefste Wesen des Wirklichen und den (1564-
Gegenstand der Wissenschaft. Wo Materie ist, da ist Geometrie, diese charak
ist älter als die Welt und so ewig wie der göttliche Geist; Quantitäten vom
sind der Ursprung der Dinge; Wahres Erkennen ist nur dort, wo Quanta erkanı
erkannt werden; die Voraussetzung der Fähigkeit des Erkennens ist die überli«
Fähigkeit des Zählens; die sinnlichen Verhältnisse erkennt der Geist fundie
durch die ihm angeborenen reinen, unbildlichen, intellektuellen Verhält- Dinge
nisse, die, vor dem Eintreten des Sinneseindrucks unter dem Schleier seine.
der Möglichkeit versteckt lagen; Neigung und Abneigung zwischen den eure
Menschen, ihre Lust am Schönen, der wohlgefällige Eindruck eines Ge- wenn
sichts beruht auf einer unbewußten, instinktiven Perzeption von Pro- nach
portionen. Die, quantitative Weltbetrachtung, die mit dem Bewußtsein lichen
ihrer Neuheit wie ihrer Tragweite der qualitativen des Aristoteles ent- Wert
gegengestellt wird?, die Ansicht, daß das Wesen wie des göttlichen so 5
=: oder d
1 Siehe PranTL, Galilei und Kepler als Logiker (Sitzungsber. der Münchener sonder
Akad.) 1875; SıcwarTt, KI. Schr. I. 5. 182ff.; R. EuckKEn, Beiträge zur Gesch. der „Mehr
neueren Philos., dritter Artikel; ERNsT GOoLDBECK, Keplers Lehre von der Gravita- und P
tion (Erdmanns Abhandl. Heft 6) 1896. S. GÜNTHER, Kepler, Galilei, B. 1896. J. j
ScHMmıpdT, Keplers Erkenntnis- und Methodenlehre 1903. LuDW. GÜNTHER, Die STRAU
Mechanik des Weltalls 1909. Das: bisher verschollene 1623 anonym erschienene ARTU}
Glaubensbekenntnis Keplers hat Walther van Dyck ı911 in der Bibliothek des 25). 16
Predigerseminars zu Wittenberg wieder aufgefunden und in den Abhdl. der Mün- von FF
chener Akademie (Math. phys. Kl. 25,9) 1912 herausgegeben. 1882;
„2? Aristoteles irrte, wenn er die qualitativen Unterschiede (zdem und alıiud) für LAUR
die letzten hielt. Sie sind auf quantitative zurückzuführen, und an Stelle des aliud G. ur