Ier höchst unerquicklich. Fast alle Gewänder sind mit Schil-
1er lerung modelliert. Das Körperliche hat viel von getriebenem
aft Blech, dabei ist das Bild transparent bis in die tiefsten
die Schatten und überhaupt gut erhalten.
ich
N= Tizian. Bildnis8 der Herzogin von Urbino,
e[- Gemahlin des France8co della Rovere. Tizians
Cigentümlichfeit besteht vor allem darin, daß ihm jeder Teil
einer Erscheinung in erster Linie einen Farbenwert vorstellt
im und erst in zweiter die Sache nach Form und Empfindungs8-
L= reflex. Leßztere Elemente begleiten ihn nur als stet3 gegen-
11 wärtige Correktive durch die Arbeit, deren künstlerische und
it. als prädominierend festgehaltene Jdee seinem poetischen,
[- schöpferischen Farbensinne entsprungen ist. Die Combination
'S der Farben zu einem Ganzen von klaren Gegensäßen, was in
2: flüchtigen Bildern bis an die Grenzen des Dekorativen geht,
i= in den vollendeten Werken ausklingt in ein Spiel der feinsten
- und reichsten Modulationen, die er mit Leichtigkeit und ganz
% untrüglichem Farbengefühl durchführt, =- diese Combination
von vornehmem, eigentümlichem Klange ist Basis und Aus-
) gangspunkt seines Kunstwerkes, macht vielmehr bei ihm schon
das Kunstwerk aus. Das unerschöpfliche Gebiet der Farben-
gegensäße ist seine Sprache, womit er das Leben, die dar-
gestellte Welt, erläutert. Alles andere ist bei ihm Zubehör
notwendiger Realistik. Seine Zeichnung beherrscht mit Leichtig-
seit die ausgereiften Geschmacksformen und Kompositions8-
typen der Zeit, an deren aufkeimender Überreife er wohl
selbst mit die Schuld trägt, und seine Bilder, auf eine mono-
<rome Basis reduziert, würden ihn als einen guten, aber
durchaus nicht als einen großen Künstler erscheinen lassen.
Um sich frei zu äußern, bedarf er mindestens zweier Farben
und deren Tonstufen. In dem Bildnis der Herzogin ist der
Farbenaccord schwer-prächtig und von eigentümlichem Reiz
der einfachen und sicheren Gegensäße.
92