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Correggio, Anbetung des Kindes. Ohne gesuchte
Effekte sind Grün, Rot und Blau in wirkungsvollen Kon-
trasten abgestuft und in die Mitte des Bildes gestellt. Der
Ausdruck ist von einer ziemlich äußerlichen Liebenswürdigkeit.
Die Durchsichtigkeit des Dunkels in allem nicht beleuchteten
Beiwerk ist mit einer erstaunlichen Meisterschaft gegeben.
Das dem Künstler eigentümliche flattrige Leben der Zeichnung
ist ziemlich vorhanden. Die Madonna, von dem Beschauer
verkürzt gesehen, ist vor dem Kinde niedergekniet und scheint
mit ihm mutterselig zu scherzen. Das Bild zeigt zwar des
Meisters technische Eigenschaften, giebt aber keine ausreichende
Vorstellung von der bildnerischen Größe und dem Lebenz3-
reichtum seiner berühmteren Werke.
Daniele da Volterra, Der Kindermord. Un-
glücklich in den Größenverhältnissen und in dec Kompo-
sition. Hilflos und fad in der Farbe. Ein Turnplaz wohl
ausstudierter michelangele3ker Akte. Unendlich fleißig voll-
endet, aber in der Wirkung wenig ansprechend.
Domenichino, Bildnis des Kardinals Agucchia.
Cin gutes Bild von sicherem Vortrag. Die Auffassung von
fühler Passivität. Ohne tieferes, mitlebendes Interesse des
Künstlers ist die Erscheinung kühl in die Palette überseßt.
Keine feine Natur, aber ein guter Maler.
Guercino, Die samische Sibylle. Ein besonders
instruktives Spezimen der Bologneser Akavemie und gegen
den verblasenen Reni ein Meisterstück an Farbenwirkung
und Erreichung des förperlichen Scheines. Es ist die male-
rische Reproduktion irgend eines äußerlichen Arrangements,
ohne tiefere Lebensauffassung; eine bloße Schönheitspyrase.
Der Geschmac> ist der gewöhnliche der Schule; die Zeich-
nung unfein.