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so ist dies, vorausgeseßt, daß sie mit Pietät gegen die er-
haltenen Teile verfuhr, eher zu loben als zu tadeln. Nach
dem vernünftigen Grundsaße des Direktors Folz sollen die
Bilder, von denen natürlich der Einfluß der Zeit auf die
Dauer nicht abgewendet werden kann, in einem möglichst
guten Zustand erhalten, nicht aber verbessert werden und
als Arena für die Falschmünzerkunststückchen eines Restau-
rators dienen. Um einer großen Anzahl trocken und unklar
gewordener Bilder die nötige Nahrung wieder zu geben,
wurden sie mit Kopaiva-Balsam eingerieben, nachdem man
sie, wo es nötig war, vorher mit einem feuchten Schwamme
gereinigt hatte.
Das Pettenkofersche Verfahren wurde des8halb so selten
angeordnet, weil es sich als ein sehr mechanisches nur äußerst
selten zu einer summarischen Anwendung eignet und eine
partifuläre Anwendung eine durch die ungleiche Beschaffen-
heit der Oberfläche der meisten Bilder gebotene äußerste
Vorsicht erheischt und schließlich ein Resultat ergiebt, das
auch auf anderem Wege mit gleicher Sicherheit erreicht werden
kann. Bilder, die einige hundert Jahre alt sind, (und um
solche handelt es sich ja), haben im Laufe der Zeit eine
Anzahl Prozeduren durchzumachen gehabt, die bald gleich-
mäßig das ganze Bild, bald einzelne Teile betrafen, die ver-
schiedenes Material an Ölen, Firnissen und Farben benußten
und deren komplizierte Wirkung den gegenwärtigen, gar nicht
mehr zu fontrollierenden Zustand begründete. Zudem sind
die Gemälde der holländischen Kleinmeister (und diese sind ja
das alte Schmerzenskind der Restauration) mit den raffinier-
testen Feinheiten des Traktaments, dessen künstlerische Ein-
heit neben und troß der Verschiedenheit in der materiellen
Textur der Schichten besteht, an verschiedenen Teilen eines
Bildes verschieden, ja nach der beabsichtigten Sinnenfälligkeit
mit den subtilsten Combinationen von Grundton, Lokalfarbe,
Lasur und Firnis hergestellt, so daß es, wenn auch alle später
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