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Zustande des Restaurationswesens in der Pinakothek. An
dem Ruine dieser kostbaren Sammlung hatten die angestellten
Restauratoren bis zur Ernennung des Direktors Folz von
jeher nach Kräften gearbeitet und so die Ansicht in München
begründet, daß es keinen Restaurator gebe, der die Bilder
nicht verderbe. Und so griff man denn mit Begierde nach
dem neuen Evangelium, von dem man alles Heil erwartete.
Doch es schmolz den Verkündigern im Laufe weniger Jahre,
je mehr sie sich mit der Zeit über das anfangs ihnen un-
bekannte Gebiet der Gemäldekenninis informierten und auch
dort, wo sie sich die Verhältnisse so einfach gedacht hatten, wie
in ihrem eigenen Fache, je tiefer sie eindrangen, die un-
endlichste Kompliziertheit vorfanden -- das neue Universal-
mittel unter ven Händen zu einem kleinen Rezepte zusammen,
welches, wie eben so viele andere nur, wenn es bei der ent-
sprechenden Krankheit angewendet wird, seinen verderblichen
Charakter verliert und wohlthätig wirkt.
Als Herr Professor Pettenkofer mit seinem Verfahren
zum ersten Male auftrat, war dasselbe ein Geheimnis und
wurde, da es das alte Restauration3wesen fast gänzlich über-
flüssig machen sollte und seine mechanische Leistungsfähigleit
sich nach Raum und Zeit sogar in Ziffern ausdrücken ließ,
selbstverständlich als Universalmittel oder doch etwas dem
sehr ähnliches betrachtet und mehreren Staaten um eine sehr
bedeutende Summe zum Ankaufe angeboten. Nachdem es
in dem alten „Probierlandl“ Bayern seine gelinde Feuertaufe
bestanden und mit einem vielfach angestrittenen Legitimations-
zeugnisse in die Welt geschi>t worden war, fand es allent-
halben freundliche Aufnahme, aber nur vorübergehende Arbeit
und kam endlich wieder nach München zurück, um sich hier
dauernd niederzulassen. Bis heute hat es nicht einen ein-
zigen Menschen, der sich biSher mit der Gemälderestauration
abgegeben hatte, überflüssig gemacht und wird es auch künftig
nicht thun; jeder einsicht3volle Restaurateur wird in. dem