C3 springt also das regenerierte Bild sehr bald wieder, und
zwar in erhöhtem Maße. Um dieses nun zu verhindern,
wurden die behandelten Bilder mit Balsam Kopaiva eingerieben,
und in solchem Zustande waren sie ehemals in der Pinakothek
vor aller Augen ausgestellt. Der mit der Zeit gelb ge-
wordene Firnis, der die Intention des Meisters überhaupt
nur getrübt erkennen ließ, war nun mit dem in den vielen
Ritzen des Bildes sizenden Schmuße fest zusammengebacken
und, gelb wie er war, noch mit einer weiteren Schichte von
Kopaivabalsam bedeckt, so daß da8 Auge bei Betrachtung
des auf lange Zeit speckig und pappig aussehenden Bildes
die unangenehme Empfindung hatte, durch eine zu di>e und
zu wenig durchsichtige Decke sehen zu müssen, um zum
eigentlichen Bilde zu gelangen, und der geübte Gemälde-
beschauer unbewußt im Inneren die Rekonstruktion machte,
wie die Bilder eigentlich ohne Firnis aussehen möchten.
Wehe aber dem so behandelten Bilde, wenn es mit Firnis-
lasuren gemalt war. Dieselben haben dann allen Charakter,
alle Haltung verloren und verleihen dem Bilde den Aus8-
DdrUt>k eines unsicher tastenden Willens einer unfertigen Künstler-
natur. Es ist allerdings eine gewagte Sache, den Firnis
von einem Bilde abzunehmen, aber zur vollständigen Er-
haltung und richtiger Wirkung des Bildes ist es unum-
gänglich notwendig. Es giebt Leute, welche dieses konnten
und können, wenn sie auch nicht in München in der Pina-
fkothef angestellt waren. Wir hatten heuer Gelegenheit, in
der Ausstellung älterer Meisterwerke an den musterhast er-
haltenen Bildern des Herrn Suermondt, die alle diese ge-
fährliche Prozedur durchzumachen gehabt hatten, zu erkennen,
daß das in München mit Recht verpönte Abnehmen des
Firnisses ohne Gefahr möglich sei. Aber der Privatmann,
sofern er ein Kenner ist, sieht auf sein Eigentum mit ganz
anderen Augen als der angestellte Restaurator, bei dessen
Anstellung nicht immer bloß seine Kenntnisse und Fähigkeiten
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