Full text: Adolf Bayersdorfers Leben und Schriften

C3 springt also das regenerierte Bild sehr bald wieder, und 
zwar in erhöhtem Maße. Um dieses nun zu verhindern, 
wurden die behandelten Bilder mit Balsam Kopaiva eingerieben, 
und in solchem Zustande waren sie ehemals in der Pinakothek 
vor aller Augen ausgestellt. Der mit der Zeit gelb ge- 
wordene Firnis, der die Intention des Meisters überhaupt 
nur getrübt erkennen ließ, war nun mit dem in den vielen 
Ritzen des Bildes sizenden Schmuße fest zusammengebacken 
und, gelb wie er war, noch mit einer weiteren Schichte von 
Kopaivabalsam bedeckt, so daß da8 Auge bei Betrachtung 
des auf lange Zeit speckig und pappig aussehenden Bildes 
die unangenehme Empfindung hatte, durch eine zu di>e und 
zu wenig durchsichtige Decke sehen zu müssen, um zum 
eigentlichen Bilde zu gelangen, und der geübte Gemälde- 
beschauer unbewußt im Inneren die Rekonstruktion machte, 
wie die Bilder eigentlich ohne Firnis aussehen möchten. 
Wehe aber dem so behandelten Bilde, wenn es mit Firnis- 
lasuren gemalt war. Dieselben haben dann allen Charakter, 
alle Haltung verloren und verleihen dem Bilde den Aus8- 
DdrUt>k eines unsicher tastenden Willens einer unfertigen Künstler- 
natur. Es ist allerdings eine gewagte Sache, den Firnis 
von einem Bilde abzunehmen, aber zur vollständigen Er- 
haltung und richtiger Wirkung des Bildes ist es unum- 
gänglich notwendig. Es giebt Leute, welche dieses konnten 
und können, wenn sie auch nicht in München in der Pina- 
fkothef angestellt waren. Wir hatten heuer Gelegenheit, in 
der Ausstellung älterer Meisterwerke an den musterhast er- 
haltenen Bildern des Herrn Suermondt, die alle diese ge- 
fährliche Prozedur durchzumachen gehabt hatten, zu erkennen, 
daß das in München mit Recht verpönte Abnehmen des 
Firnisses ohne Gefahr möglich sei. Aber der Privatmann, 
sofern er ein Kenner ist, sieht auf sein Eigentum mit ganz 
anderen Augen als der angestellte Restaurator, bei dessen 
Anstellung nicht immer bloß seine Kenntnisse und Fähigkeiten 
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