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it Über Kaulbach*)
. (Walhalla 1870. Nr. 94)
Dr Kaulbachs künstlerischer Fonds geht sehr in die Breite
iS und fast nicht in die Tiefe. Sein Anschauungsleben bewegt
I sich in ungemessener räumlicher Weite und, ohne besonderes
[5 Streben nach Individualität und scharfem Erfassen der natür-
jo lichen Einzelerscheinung, in sehr verallgemeinerten Formen,
1d die, von seicht sinnlicher Gefälligkeit und ohne innere Größe,
U über eine symbolische Andeutungsfähigkeit nicht hinaus8gehen
“% und im Detail immer nur den stabilen Schulbegriff repräsen-
at tieren. Der Affekt wird dabei nur durch schärfere Accentuie-
hi rung der längst stehenden stilistischen Formel erzielt, von
er welcher aus die vom Meister betretene Skala nicht nach der
c: lebendigen seelischen Natur zurück, sondern in divergierender
is Richtung zur ausgemachten sterilen Karikatur aufwärts leitet.
We Eine gewisse imponierende Größe ist seinen Bildern jedoch
R: nicht abzusprechen. Dieselbe beruht aber nur auf der großen
1 Tradition, welche auf Prinzipien . der Naturbetrachtung im
it einzelnen und der Komposition im großen zurückleitet, welche
die großen Jtaliener des 15. und 16. Jahrhunderts aufgestellt
haben und in ihrer Zeit mit dem vollen breiten Erguß ihrer
künstlerischen Natur erfüllten. Von diesen großen Formen
giebt Kaulbach sowie andere Künstler seiner Richtung nur noch
den allerlezten, verwischten, zur leblosen Maske und Schab-
lone gewordenen Abdruck; sie auszufüllen, zu beleben und zu
einem geistigen Cigentume zu machen, dazu fehlt ihm die nötige
Macht und Fülle rein künstlerischer Individualität. DeS8halb
entbehren diese Gemälde bei allem auf der Schroffheit der
Gegensäße beruhenden, raffiniert hergestellten Effekte auch
*) Gemeint ist Wilhelm von Kaulbach. A. d. H.