Full text: Adolf Bayersdorfers Leben und Schriften

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Wenn ein Bild durch Porträttreue, Kostüm und Um- 
gebung den Kundigen an einen bestimmten historischen Vorgang 
erinnert, oder durch geschickt angebrachte Beziehungen den 
Beschauer die Entstehungsgeschichte der gegebenen Situation 
erraten läßt, so. ist damit für die Kunst im Bilde noch gar 
nichts gewonnen. Die imponierendsten Geschichts- und unter- 
haltendsten Genrebilder können künstlerisch ganz wertlos sein 
und sind das gewöhnlich auch. 
Man kann niemanden malen wie er eben diesen oder 
jenen Gedanken ausspricht oder gar gerade eine wichtige 
Erfindung macht. In solchen Darstellungen liegt kein not- 
wendiger Zwang für den Beschauer, sich dasselbe zu denken, 
was der Künstler will, und vor allem liegt in der Jdee des 
Bildes keine künstlerische Qualität. Man kann ihn nur in 
einer menschlichen Lage, herausgegriffen aus der reichen 
Skala des Gemütslebens darstellen. 
Man kann wohl ein Zeremonienbild, aber keinen König 
malen, wie er seinem Lande eine Verfassung giebt oder ein 
TodeSurteil ausspricht. Wenn ein Maler glaubt, so etwas 
ließe sich anders als durch den darunter gesetzten Titel aus- 
drücken, so darf man das keclich al8 einen Beweis ansehen, 
daß er über das Wesen seiner Kunst im unklaren ist. 
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Für das Berhältnis eines Künstlers zur absoluten Kunst 
ist es durchaus gleichgültig, in welcher Zeit er lebt. Das 
Bildungsmaterial seiner Zeit und die Art es zu bewältigen, 
genügen ihm vollfommen, den Empfindungen seines Innern 
Ausdru> zu verleihen. Würden scine bildnerischen Em=- 
pfindungen über die Fähigkeit seiner Darstellungsmittel 
hinausgehen, so wäre für ihn auch die Erweiterung der- 
selben notwendig gefunden. 
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