werken jedoch, wo es eines umfassenderen Blickes für die durch-
zuführende Harmonie aller Teile bedarf, oder bei Gemälden,
deren Gegenstand in einzelnen Punkten seiner Erscheinung
über die hellsten Darstellungsmittel hinauszieht, sehr oft auf
Kosten der Harmonie übertreten wird. In einem solchen
Falle wird gewöhnlich die Kraft der Erscheinung dadurch
geschwächt.
XNVL
Fremde Elemente dürfen sich nicht einmischen in die
Empfindung, welche bei dem Prozesse des Schaffens eine
möglichst reine sei, das heißt ungetrübt durch vorgefaßte
Anschauung; denn diese lähmt das Wahrheit8gefühl, welches
durch die stete Folgeleistung gegenüber der Natur auch nicht
dem kleinsten Teile derselben den Zwang einer aufgebrachten
subjektiven Meinung auferlegt und so den Reichtum einer
immer neuen Anschauung vermittelt.
ES ziehen also diese vorgesaßten Meinungen, von welchen
sich der Künstler am besten dadurch befreit, daß er die jeder
Erscheinung eigene Individualität zu erkennen sucht, der
Originalität einen engern Kreis.
XVIE
Jede Erscheinung kann ihrem lebendigen Gehalte nach
auf ebensoviele Arten zur künstlerischen Anschauung gebracht
werden, als es schaffende Individuen giebt. Auf diesem un-
endlich mannigfachen Berhältnis des Objekts zum fühlenden
Subjekt beruht die Originalität, ein unerläßliches Erfordernis
zum Kunstwerk.
Macht sich jemand die äußerliche Erscheinungsweise der
Originalität eine8 andern zu eigen, so wird das gleichsam
eine Schablone, mit der er jeden Stoff bearbeitet und die
ihn von der unmittelbaren Empfindung abhält.
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