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meeres, das sonst nie ein menschliches Wesen sieht, bald
steigt er wieder empor auf die Kämme der Hügel; und wie
die Jungfrau endlich erkennen kann, daß sein Ritt auf das
alte Felsenschloß gerichtet ist, da hebt und senkt sich ihre
Brust, ihr Busen rascher, das Blut steigt ihr in die Wangen
und sie weiß nicht wie ihr geschieht, und sie muß mit dem
Tuche zum Fenster hinau8winken, ohne zu wissen was sie
dazu drängt, und möchte zusammenbrechen in einem Strom
heißer Thränen vor namenloser Angst und ungekannter
Sehnsucht. Und wie der fahrende Ritter allmählich sich
nähert, flieht die lezte Röte vom Firmamente, und die
Schatten der Nacht sinken hernieder und in Nebel und
Dunkelheit verschwindet seine Gestalt. Die Jungfrau sitt
aber noch immer einsam am Fenster und glaubt im Sausen
des Windes, wenn er über die Heide fährt, das leise Wiehern
des Pferdes und den ermunternden Ruf des Reiters zu
vernehmen, und wenn sie schon lange die jugendlichen Glieder
unter die schüßende Decke gestreckt, flieht sie der Schlaf und
fie lauscht auf den in der Ferne ertönenden Hufschlag, der
sich mit ihres Herzens lautem Pochen mischt; da klingt er
plößlich in nächster Nähe und sie hört das Schnauben des
Rofsses und das dumpfe Klirren der Rüstung. -- =<
Nun käme der zweite Act, in dem der alte Drache, der den
Hausschlüssel vergessen hat und etwas angeraucht nach Hause
geflattert fommt, auf der Thürschwelle mit dem Ritter zu-
sammentrifft -- (wozu kein Plaß mehr) *) -- Du siehst, ich
bin nicht immer zu Elegieen aufgelegt; =- aber denke Dir,
Du seist die gefangene Jungfrau und ich sei der fahrende
Ritter. Glaube mir, wenn mein Pferd auch stürzen sollte
in der zerrissenen Steinschlucht, ich werde allein weiter klettern
bergauf bergab ; und wenn ich zum Tode müde und matt
nur mehr fortkriechen kann, ich will es thun, und wenn ich
*) Weil das Papier zu Ende.
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