Full text: Adolf Bayersdorfers Leben und Schriften

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bei gelegenerer Muße einen scharf- tief- und irrsinnigen Lese- 
brief zu übermitteln, wenn ich nur erst einmal wieder sichere 
Fühlung mit Ihrem Aufenthalte habe. 
Zn Betreff der Fornarina-Barberini bin ich ganz Ihrer 
Ansicht *) und habe gegen die gewaltigsten Kenner schon 
manche Lanze dafür gebrochen. 
Hier in Florenz ist Alles beim Alten und die nova 
tröpfeln jekt sparsam hinzu. Unglück habe ich auch gehabt, 
freilich immer noch bei reinem Gewissen. I< habe nämlich 
den putto Berrochio-Seidlit für Liphart mit Dr. Frangens 
Hülfe um 82 Lire angekauft. Und nun hält ihn der glück- 
liche Besizer für zopfig. Glücklicherweise hat sich meine 
Überzeugung nicht geändert, sondern nur bestärkt, sonst hätte 
ich einen hübschen moratischen Katzenjammer. 
Wenn Sie das nächstemal das Museum in Neapel be- 
suchen, so bitte ich Sie -- in der Voraussicht, daß wir im 
Leben noch einmal mündlich darüber verhandeln können -- 
die Bronzestatuette des sogenannten Narkissos8 rechtrechtrecht 
genau anzusehen, sie ist mir neulich im Traume erschienen 
und hat mir etwas erzählt. Vielleicht kommt auch Ihnen 
eine fiorentinische Remini8zenz. Ich wollte nur ich wäre 
bei Ihnen und könnte mit dem grünen Schlingel selber ein 
Wort reden. 
Nun leben Sie wohl und lassen Sie wieder einmal 
von sich hören und bleiben Sie gut Ihrem 
Adolph Bayersdorfer. 
*) D. h). daß sie nicht von Raphael, sondern von einem seiner 
Schüler sei. v. Seidliz. 
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