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Seereise symbolisch an ihm vollzogen. Diese feierliche Amt3-
handlung fiel schon in den ersten Tagen seiner Dienstzeit
dem kleinen Schmuel zu wiederholten Malen zu, und da er
sich als einen sehr geschickten und umsichtigen Seekapitän zu
Lande erwies, so wurde er auch an diesem Posten belassen.
Seine Gedanken aber waren während dieser phantasievollen
Arbeit ganz wo anders8, verirrt in dem heilig-düsteren
Walde der Wissenschaften, wo hineinzutreten ex, ohne klare
Vorstellung davon, doch ein brennend heißes Verlangen trug.
Aber zwischen ihm und dem heiligen Walde stand der
gute Großvater in seiner Armut und wies mit seiner recht=
winkeligen Figur wie ein Wegzweiger nach der andern Straße,
wo die rührige Menschheit nach Reichtum Handel trieb.
Schmuel zog es nicht nach jener Seite, ja er sann
verräterischen Herzens auf Mittel, die ihm den Leben8weg
auf jener Straße unmöglich machen könnten, und war ent-
schlossen, an seiner Bestimmung zum Kaufmanne einen
Selbstmord zu begehen.
Da schickte eines Tages ein Detailhändler aus der Stadt
um eine Kiste von dem beliebten überseeischen Artikel,
und da sie im gewünschten Volumen nicht gerade auf dem
Lager war, mußte Schmuel eine solche verpacken. Er that
es auch, beging jedoch die wohlüberlegte Unvorsichtigkeit, bevor
er die Kiste schloß, seine stadtbekannte Müße hineinzulegen.
Mit besonderer Sorgfalt fügte er dann die transmarinen
Siegel an und versah die Kiste mit allen Zeichen einer echten
Seereise. -
Der gewünschte Effekt trat ein. Schon nac einer
Stunde wurde er samt seiner Müße, die unter Hohn und
Protest zurückgekommen war, aus dem Hause geworfen.
Acht Tage lang ging der gute Großvater durch die
Stadt, um seinem Enkel eine neue Stelle ausfindig zu machen.
Vergebens; es gab im weiten Umkreise kein solides Geschäft,
dem im Besiße dieser Kraft ganz wohl gewesen wäre, und
Adolph Bayer8dorfer
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