Full text: Adolf Bayersdorfers Leben und Schriften

491 
sein ganze3 Leben ein Leiden ausgeladen, das ihn auch mit 
der Sorge eines frühen Todes erfüllte und ihm wirklich in 
diesen Tagen, nach mehr als einem Jahre der furchtbarsten 
Qualen das Leben raubte, das in seinem sonst so gesunden 
Körper noch viele Jahre hätte dauern können. 
So bestimmte die Erkrankung eines unscheinbaren, aber 
wichtigen Organes, wie es die Klappen der Aorta sind, das 
Unglück und die Dauer seines Leben. 
Als Bayers8dorfer anfangs der 60er Jahre in München 
die Universität bezog, schien er zuerst Medizin studieren zu 
wollen und hörte einige ihrer naturwissenshaftlichen Vor- 
fächer. Seine Anlage war eine so universelle, daß er in 
jedem wissenschaftlichen Fach Außerordentliches hätte leisten 
können. Die einmütig anerkannte Überlegenheit seines Ver- 
standes, die immense Kraft seines Gedächtnisses, seine un- 
bestechliche Objektivität und Wahrhaftigkeit, sein starker Drang 
zur Exaktheit, dazu seine schöpferische Phantasie und der aus8- 
gesprochen geistreiche Charakter seines Wesens hätten ihn in 
jedem Fach zu einem Meister gemacht. Spricht sich doch 
auch der Reichtum seiner geistigen Mittel und die Genialität 
seiner Natur in der von ihm so viel geübten Kunst des 
Schacproblems aus. 
I< weiß nicht, welche Anregung ihn von der Medizin 
zur Kunst wegführte; aber wenn ich diese herrliche Natur 
überblicke, in welcher, neben den größten Gaben intellek- 
tuellen Charakters, Empfindung und Phantasie bis zu künst- 
lerischer Höhe ausgebildet waren, so daß ihm nicht nur alles 
zu genießen offen stand, was je ein großer Geist auf künst- 
lerischem Gebiet erzeugt hat, sondern selbst die aktive Fähig- 
keit zum Künstler inne wohnte, so erscheint mir nichts so 
natürlich, als daß er nach der Seite hinstrebte, die nicht 
di>dung und Verkürzung der Aortenklappen mit mächtiger Hypertrophie 
des Herzens und allen den anderen sc<hre>lichen Folgen eines solchen 
Klappenfehler8.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.