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sein ganze3 Leben ein Leiden ausgeladen, das ihn auch mit
der Sorge eines frühen Todes erfüllte und ihm wirklich in
diesen Tagen, nach mehr als einem Jahre der furchtbarsten
Qualen das Leben raubte, das in seinem sonst so gesunden
Körper noch viele Jahre hätte dauern können.
So bestimmte die Erkrankung eines unscheinbaren, aber
wichtigen Organes, wie es die Klappen der Aorta sind, das
Unglück und die Dauer seines Leben.
Als Bayers8dorfer anfangs der 60er Jahre in München
die Universität bezog, schien er zuerst Medizin studieren zu
wollen und hörte einige ihrer naturwissenshaftlichen Vor-
fächer. Seine Anlage war eine so universelle, daß er in
jedem wissenschaftlichen Fach Außerordentliches hätte leisten
können. Die einmütig anerkannte Überlegenheit seines Ver-
standes, die immense Kraft seines Gedächtnisses, seine un-
bestechliche Objektivität und Wahrhaftigkeit, sein starker Drang
zur Exaktheit, dazu seine schöpferische Phantasie und der aus8-
gesprochen geistreiche Charakter seines Wesens hätten ihn in
jedem Fach zu einem Meister gemacht. Spricht sich doch
auch der Reichtum seiner geistigen Mittel und die Genialität
seiner Natur in der von ihm so viel geübten Kunst des
Schacproblems aus.
I< weiß nicht, welche Anregung ihn von der Medizin
zur Kunst wegführte; aber wenn ich diese herrliche Natur
überblicke, in welcher, neben den größten Gaben intellek-
tuellen Charakters, Empfindung und Phantasie bis zu künst-
lerischer Höhe ausgebildet waren, so daß ihm nicht nur alles
zu genießen offen stand, was je ein großer Geist auf künst-
lerischem Gebiet erzeugt hat, sondern selbst die aktive Fähig-
keit zum Künstler inne wohnte, so erscheint mir nichts so
natürlich, als daß er nach der Seite hinstrebte, die nicht
di>dung und Verkürzung der Aortenklappen mit mächtiger Hypertrophie
des Herzens und allen den anderen sc<hre>lichen Folgen eines solchen
Klappenfehler8.