Full text: Vorträge, Reden und Schriften sozialpolitischen und verwandten Inhalts (3. Band)

142 Über die Grundlagen der Lohnregelung in der Optischen Werkstätte. 
die Tendenz oder den Erfolg hat, daß diese 24 Proz. zur 
Verteilung gelangen, so sage ich, die Vertretung unserer 
Firma müßte geteert und gefedert werden, wenn sie diese 
Verteilung geschehen ließe. 
Nun kommt der zweite Punkt. Wenn jetzt festgelegt ist, 
was nicht verteilt werden darf, wie soll nun das Übrigbleibende 
unter diejenigen verteilt werden, welche daran Anteil haben, unter 
die verschiedenen Gruppen und einzelnen? Nach welchen Grund- 
sätzen soll diese Verteilung geregelt werden? 
Unsere Lohnregelung steht grundsätzlich auf dem Boden der 
Voraussetzung einer genossenschaftlichen Arbeit. Diese Frage 
führt in allem hin auf die Schwierigkeiten, welche unsere gegen- 
wärtige wirtschaftliche Organisation einschließt, nämlich auf diese 
Widersprüche und Anstößigkeiten, die zum Ausdruck kommen 
in den großen Unterschieden bei der relativen Bewertung der Ar- 
beit verschiedener Art — die darin zum Ausdruck kommen, daß die 
Arbeit eines gewöhnlichen, ungelernten Arbeiters so unverhältnis- 
mäßig niedriger angesehen. ist ihrem Tageswert nach als die Arbeit 
eines speziell, auf feinere Kunstfertigkeit, gelernten Mannes. Und 
die Arbeit des letzteren wird wieder viel niedriger bewertet, als 
im Durchschnitt die Arbeit. eines studierten Mannes. Die Frage 
der Lohnregelung führt auf alle diese Schwierigkeiten und Wider- 
wärtigkeiten. Aber das kann uns nicht abhalten, einen festen 
Maßstab für die Verteilung zu finden in der relativen Be- 
wertung der verschiedenen Arbeitskräfte auf den ver- 
schiedenen Konkurrenzgebieten. Im wesentlichen wird der- 
selbe zu finden sein in der Regelung des Wettbewerbs von 
Angebot und Nachfrage. Denn wir in Jena können doch die 
Welt nicht anders machen, wie sie einmal ist. Wir können auf 
dem gegebenen Boden unsere Angehörigen möglichst günstig 
stellen, aber nicht andere als wirtschaftliche Normen dafür 
maßgebend sein lassen. Wir können nicht etwa sagen, daß die- 
jenigen, welche viele Kinder haben, deshalb einen höheren Lohn 
als die übrigen haben müssen. Wenn wir das tun wollten, dann 
würden wir in ı0 Jahren eine Versammlung von Leuten mit vielen 
Kindern sein; die anderen aber, welche nicht soviele Kinder haben, 
würden nicht zu uns kommen, weil sie nicht entsprechend bezahlt 
würden. Bei allem Bedauerm darüber, daß dieser allgemeine Maß- 
stab der Bewertung der einzelnen Arbeitstätigkeit auf dem Arbeits-
	        
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