Full text: Vorträge, Reden und Schriften sozialpolitischen und verwandten Inhalts (3. Band)

Über die Grundlagen der Lohnregelung in der Optischen Werkstätte. 145 
nach der Mehranstrengung seiner Kräfte mehr verdienen soll — 
ın wie muß man dann den Akkordertrag regeln im Verhältnis zu einer 
;t. gleich langen Zeitarbeit? Darüber können die Meinungen sehr 
n, auseinandergehen und es kann auch nur auf Grund einer gewissen 
a- Schätzung eine Norm gefunden werden. 
m Ich habe mich seit langer Zeit schon an den Gedanken ge- 
Ja wöhnt, daß man anzunehmen hat, daß, wenn jemand gleichartige 
in Arbeit im Zeitlohn macht, der Antrieb zur Arbeit ein geringerer 
je ist, und daß ein Akkordarbeiter ohne besondere Anstren- 
T- gung es dahin bringt, in fünf Tagen soviel fertig zu 
it machen als ein Arbeiter im Zeitlohn in sechs Tagen. Ich 
er würde das jedem zugeben, der versichert, das durch gute Aus- 
je nutzung der Zeit erreicht zu haben, ohne daß man von ihm während 
Sn der Zeitlohnarbeit sagen kann, er faulenzt. Wenn aber einer sagt: 
Ich bringe unter den gleichen Bedingungen in vier Tagen soviel 
ch fertig als ein anderer im Zeitlohn in sechs Tagen, so würde ich 
ig ihm sagen: Lieber Freund! Entweder Du bist einer von denen, 
Ir auf welche das Wort „Akkordarbeit ist Mordarbeit“ Anwendung 
2h findet — Du läßt dich verleiten, Deinen Körper ungebührlich zu 
il- schinden und dem können wir nicht Vorschub leisten — oder Du 
N- meinst, wenn Du im Zeitlohn arbeitest, dürftest Du nach Belieben 
it- faulenzen! Das wollen wir uns auch nicht gefallen lassen. Denn 
eit wenn einer im Zeitlohn arbeitet, ist er auch verpflichtet, ange- 
er messen und gebührend fleißig zu sein, da wir zum Vergnügen 
ag niemand in die Werkstatt stellen. Zu dieser Betätigung im Zeit- 
lohn gehört ebenfalls gebührender Fleiß und pflichtmäßige Erfüllung 
so des Arbeitsvertrages. 
an Zwischen dieser Betätigung im Zeitlohn, dem Pflichtmäßigen, 
US, und im Akkordlohn, der Mehrleistung, muß irgend ein Verhältnis 
ch sein und ich bin der Meinung, daß man das einigermaßen richtig 
it- schätzen wird im günstigen Sinne für den Arbeitenden, wenn man 
sagt: es muß einer, wenn er im Akkord arbeitet, mindestens 
ch 20 Proz. mehr verdienen können, als wenn er unter sonst 
in- gleichen Bedingungen dauernd im Zeitlohn arbeiten muß. Aber 
ng nun wohl gemerkt: 20 Proz. von dem Zeitlohn, den man ihm 
re geben müßte, wenn er dauernd gleichartige Arbeit im 
er Zeitlohn zu leisten hätte. 
Zip In der Nichtbeachtung dieser genauen Bestimmung liegt die 
ur Quelle von manchen Mißverhältnissen und Mißverständnissen. Es 
ch ist offenbar, daß auf meine Äußerungen hin angenommen worden 
AÄBBE, Sozialpolitische Schriften. 
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