Full text: Vorträge, Reden und Schriften sozialpolitischen und verwandten Inhalts (3. Band)

152 Über die Grundlagen der Lohnregelung in der Optischen Werkstätte, 
arbeiten. Welches der Akkordüberverdienst gewesen ist bezw. der 
Akkordabschlag, können wir nur in einzelnen Gruppen feststellen, 
aber nicht als vergleichbaren Durchschnitt für den ganzen Betrieb. 
Für einzelne Gruppen ist auch festgestellt worden, daß im Durch- 
schnitt der Mehrertrag der Akkordarbeit gegenüber den Wochen- 
löhnen ganz außerordentlich hohe Prozente erreicht hat, in manchen 
z. B. 60 und 70 Proz., im Durchschnitt aber 40—#50 Proz. Voll- 
kommen zugeben will.ich, daß dabei Wochenlöhne zugrunde ge- 
legt sind, bei denen den Betreffenden nicht zugemutet‘. werden 
kann, daß sie dauernd zu denselben arbeiten; nicht abzuleugnen 
ist indes, daß in dem bestehenden Verhältnis eine unbillige 
Bevorzugung der Akkordarbeit gegenüber der Lohnarbeit 
hinsichtlich ihres Anteils am Arbeitsertrag besteht. Dieser 
Anteil geht erheblich über das. hinaus, was die Akkordarbeiter 
ihrer Anstrengung gemäß wirklich mehr verdienen dürften. 
Es ist ein ganz anderes Verhältnis als das von 5 zu 6, welches 
ich vorhin beispielsweise angegeben habe, auch wenn wir nicht 
unsere Wochenlöhne, sondern andere Zeitlöhne zugrunde legen 
würden, die man schätzungsweise anerkennen könnte; solche Löhne, 
die unsere Arbeiter in unseren Betrieben festhalten würden, wenn 
sie dieselben dauernd erhielten. Das führt zu der Folgerung, daß 
in diesem System etwas geändert werden muß. Die prak- 
tischen Konsequenzen machen sich jetzt schon bei uns auf allerlei 
Art bemerkbar. Es findet sich bald niemand mehr, der 
ohne Maulhängen Zeitarbeit leisten will. Gar bald wird 
auch niemand mehr geneigt sein, Werkmeistergehilfe oder selbst 
Werkmeister zu werden, weil er dann nicht mehr so bezahlt werden 
könnte, wie als einfacher Akkordarbeiter. 
Wenn das so bleibt und unsere festen Löhne stark in die 
Höhe getrieben würden, so würde das zur Folge haben, daß im 
nächsten Jahre von einer Gewinnbeteiligung überhaupt nicht die 
Rede sein könnte, ja, daß sogar der Anteil der Firma unter den 
Satz herunterginge, auf den sie in guten Jahren halten muß. Wir 
können also nicht auf diese Weise die Ausgleichung bewirken, 
deshalb muß es auf andere und zwar in.der Weise geschehen, 
daß wir diese nicht gerechtfertigten Vorzüge der Akkord- 
arbeit, welche in den letzten Jahren sich bemerkbar ge- 
macht haben, in der angemessensten und schonendsten 
Art rückgängig machen. Das ist der Gesichtspunkt der von 
uns ausgesprochenen Absicht: daß wir die Vorteile der Akkord-
	        
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