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WACH 1 3.
y) entsprechend einem in der dichlersprache ausgebildeten ge-
rauch von wach (1, a, 0. 8) wird wachrufen dann auch in dem
sinne von ‘hervorrufen, erregen‘ gebraucht; in dieser verwendung,
die in der prosasprache nicht weit zurückreicht, ist es jelzt namentlich
im zeilungsslil üblich geworden? nachdem der laute beifall, den
der vortrag wachgerufen hatte, verhallt war. Leipziger tageblalt
vom 12. 209. 1900,
d) eine weilere verbreilung haben auch die verbindungen wach
halten, wach erhalten erlanıb, die seit dem ende des 18. jahrh.
häufiger aufireten. wach wird auch hier gern in übertrayener
bedeutung gebraucht:
doch die lieberfüllten sänger
jehnten nachts vor meinem fenster
ihre süszen melodien,
hiellen wach die liebe seele. GötuE 2, 100;
ich wachte tag und nacht — ich konnt' nicht schlafen,
wie in dem lagerzelt der freunde schar —
auch hielt das laute schnarchen dieser braven
mich wach, wenn ich ein bischen schlummrig war).
vater, mutter schnarchen leise Hzına 1,430 Elster;
In dem nahen schlalgemach,
doch wir beide, sellg schwatzend,
halten uns einander wach. 3, 45;
wer aber selbst in schlaffer zeit,
wer, sprich. erhielt sich wach?
es blieben selbst in schlalfer zeit
die freien völker wach! PLATtTEN 67 (verm. ged.);
wenn hasz dir wurmt, der scharfe herzensnager,
zo halt dich wach und warm mit rachebildern!
LEnAU ged, (1857) 2, 59;
augen und herz suchtest du immer wach und wacker zu
erhalten. Herder in Lessincs anal, 1, 41; wie oft mag sie
(Opheliu) versucht haben, gleich einer unvorsichtigen wärterin,
ihre sinnlichkeit zur ruhe zu singen mit liedchen, die sie
aur mehr wach halten muszten. GöTEE 19, 92 (W. Meisters lehrj.
4,16); in der fernen tiefe glaubte er ein städtlein mit brennen-
den lichtern zu erblicken, das von einem freudenfeste wach er-
halten worden. ARnım kronent, 1, 113; um die erinnerung an
die ... vom throne gefallene dynastie wach zu erhalten.
GRILLPARZER 9, 14 (Meilernich); der plan einer adelskette .. .,
einer gruszen genossenschuft, welche überall in Deutschland
die standesiuteressen wahren und den sinn ritterlicher ehre
wach halten sollte. TreıitschkE d. gesch.3 2, 107. die bedeutung
von ‘unler bewachung, aufsicht halten’ scheint wach halten an
folgender stelle zu haben:
inzwischen hielt ich wach die höhen.
die von dem Paszberg bis nach Volders streichen,
es kann kein Franzmann seinen kessel Sp 0l9B
im Inn, den meine schützen nicht erblicken.
JmMERMANN 17,20 //empel (£rauerspiel in Tyrol 1,3).
e) wach finden, wach sehen w. d.
3) wach in allribuliver verwendung. wdhrend die dälleren
wörlerbücher diesen gebrauch von wach gar nicht erwähnen, führt
ihn ADELUNG uls der dichlerischen schreibark eiyen an, wo er
schon im 17. jahrh. auflrüt. auch jetzt hält er sich im ganzen
im bereich der dichlersprache und nur einige wendungen haben eine
weitere verbreitung erlangt. damit hdngt weiler zusammen, dusz
dies allribulive wach weit sellener in der eigenitlichen, als in über-
Iragener bedeutung gebraucht wird.
a) verwendungen, die innerhalb des ursprünglichen bedeutungs-
inhalts liegen.
a) wenig üblich vom menschen, am ersten noch in verbindung
mit adverbien, immer wach (s. theil 4,2, 2077, schon bei FLEMING),
hell wach, halb wach, schon wach. sonst pflegt dies wach die
bedeutung ‘gern, viel wuchend’ anzunehmen:
da. wo Cytherens waches kind
den schlaf vom beite scheuchet;
ja rauschts, wie wann ein morgenwind
bethautes laub durchstreichen, Uz werke 27 neudr.j
des morgens wache königinn
hort schon mein frühes lied;
sie weisz, wie liebevoll Ich bin,
und wie die spröde nieht.
Borg im (6ll. musenalmanach 1770 58 neudr,;
und drüben von der rohrpflanzung her scholl das zwitschern
des rohrsperlings, des kleinen wachen nachtgesellen. STORM
werke 17,91 (auf dem staalshof).
8) von collectivbegriffen ?
geh ans deinem gezelt, mutter des tags, hervor
und vergülde die wache weit] Höltr 4 Halmz
schon haben sie im raschen zug
die wache stadt verlassen,
und schon durchkreuzt ihr schneller flug
der vorstadt öde straszen.
aur hier und dort ein licht noch brennt.
LENAU yeuds (1857) 1, 910,
WACH 113.
y) bildlich vom menschlichen auge, dem geiste, dem herzen
"Teicht in die erweilerte bedeutung ‘geistig klar’ oder ‘wachsany
3, b, B. y übergehend):
mein geselliger sanfter schlaf
ging dem auge vorbey, und dem geirübteren
ihm zu wachen und bangen blick,
KLOpstocK 1, 37 (Petrarcha u, Laura);
‚ferne sei
Jabender schlaf dem wachen blick.
Voss Aristophanes 1,252 (wolken 699);
ein traum? nein, nein, kein traum, ich sah mit wachem sinne,
Lg8sına 1, 97;
Im fürtuch brachte sie zur rüste
das klopfen unruhwacher brüste, Iumnergann Tristan 41.
$) von abstiracten. 1)) bildlich in anknüpfung an den zustand
jes schlafens und wachens beim menschen?
edennoch wenn er (der willwer) will des höchsten schlusz erwegen,
ınd wie die liebst‘ ihn treu bisz in den t0dt geliebt.
zo wird der wache schmertz sich endlich schlafen legen,
weil auch der sel’gen ruhm darzu viel arlzuey gibt,
MöHLPFORTH god, 338;
nur deines busens immer wachen kummer,
unglückliche Elisa! schmilzt kein schiummer,
nie wird es nacht auf deinem augenlied,
ScuiLLER 6, 411 (Didos tod):
was stellen sich für wache sorgen (walchful cares, vyl. vigiles
curu« bei Ovid) zwischen
die nacht und eure augen? Shakespeare Cdsar 2,1;
jie am morgen wachen sorgen hüllt der abend labend.
RüCKKRT yes. ged. 5, 156;
ein leichtes ist's, der elemente wulh
im heilen tagesscheine zu ertragen,
bei regem augenlicht und wachem muth, Cuamısso ged,S 546.
»)) auch ohne eine derarlige anknüpfung von empfindungen
dgl., die in der menschlichen seele lebendig sind:
sin hase wird vor furcht und wachem kummer grau,
Hacgoorn 2, 123;
ist doch die finsternisz die multer Uunsres lichts,
der mensch des staubes sohn und enkel von dem nichts,
Jurch eine schnur verknüpft beständig wache plage
die ganze wahrung durch ihm alle lebensiage,
Wıryor akad, ged, 1,45;
die wache sorge mag an schlechten seelen nagen!
dem thoren fehlt es nie an selbsi,emachten plagen,
Uz werke 83 neudr.;
zo wird doch nichts offenbarer von der unter uns wachen
‚heilnahme an gothischer sprache zeugen, als dasz unabhängig
ı1on einander ... zu zwei neuen wörterbüchern geschritten
worden ist. J. Grimm in der yorrede zum golh. glossar von
E, Schulze,
8) von dingen, die wahrgenommen und als belebt angesehen
verden. 1)) in anknüpfung an den zustand des schlafens und
wachens beim menschen von dingen, die früh morgens zu ver-
nehmen sind:
Jer nacht gofahr und grauen
jat dieszmahl auch vor Tr
das tag-licht lasst sich schauen,
das wache halın-geschrey a
sagl, dası 68 morgen 8eJ. S, Dacu 366 Osterley;
‚. ha! da krähet
aus der hahn den wachen morgen —
klang und duft und schein verwehet,
ArnDr ged., (1860) 395;
während der frühstückszeit hörte man bereits die ersten töne
des wachen lebens: hundegebell, holzsägen und die dumpfen
schläge des schmiedes, der am morgen immer am frühesten
uf und in thätigkeit ist. Boc. GULTZ €1n jugendleben 1, 55.
2)) auch ohne eine derartige unknüpfung von dinygen, die wahr-
genommen werden, 8. 0. 0, erregt, lebendig?
des Nereus wellen grollen ,
und sind auch wieder gul. desz Kols wache heer (wind)
reist wald und hauser umb, stürmt felsen, peitscht das meer,
läst aber enulich nach, Tsacuerning vortrab des summers
deutscher yedichte (1655) 6;
‚.. gie (die köninin der poesie) aber ging voran,
and mischte bey dem geho die stimme in die 8BileN . oo
jie hirten sprungen auf und meinten noch im traum
in nachtliches gesicht, halb voller schlaf, zu sehn,
jer wache wiederschall sang spielend alle sylben,
Praa u, Lancs 88 newlr.;
wie plaudert in der berge klüften
der wache wiederhall! Uz werke 84 neudr.;
jes vaters hoher gotiheit leuchtet
gin ewig waches feur (r& 8 jguis ViRGIL), von priestern angefacht,
ers ist dos pottes heerd von opterblut befeuchtet,
indem das heilıgihum von bunten krauzen lacht, ,
SCHILLER 6, 395 (Dido).
5) die beziehung von wach zu dem subsiantiv kunn auch eine
eiere sein. in der verbindung wacher traum hal wach die
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