Full text: Einleitung in die Philosophie

Egoismus und Altrulamuns. 23 
hedonistischen Ethik zu Tage, wenn Tugend als Genuß- 
fähigkeit definiert und folgerichtig dasjenige Verhalten 
positiv bewertet wird, welches — wie etwa das Streben nach 
geistiger Bildung -— die Herrschaft über den Genuß fördert, 
während dagegen diejenigen Handlungen negativ bewertet wer- 
den, welche eine Verminderung der Genußfähigkeit bewirken, 
gleichviel ob im übrigen ıhr augenblicklicher Effeet dem 
hedonistischen. Prineıp entspricht. Eben hiermit @ber ist be- 
reits zugegeben, daß der Wert der augenblicklichen Lust kein 
unbedingter ist, sondern von einem übergeordneten Werte ab- 
hängt, daß also das hedonistische Princip nicht aufrecht er- 
halten werden kann. 
Wer dasselbe trotzdem festzuhalten sucht, wird notwendig 
zum Pessimismus gedrängt: das hedonistische Streben bleibt 
für immer unbefriedigt, weil die Folgen unseres Handelns dem- 
selben ihrer Natur nach stets nur teilweise entsprechen können. 
2, Egoismus und Altruismus. Der altruistische 
Hedonismus. Ze) 
Der Hedonismus erscheint zunächst „egoistisch“, insofern 
nicht fremde Lust, sondern die eigene Lust des begehrenden 
Individuums bei der hedonistischen Bestimmung des Strebens 
in Betracht kommt. Eben diese egoistische Tendenz ist es, 
weiche den schärfsten Gegensatz des Hedonismus zu den 
traditionellen Moralbegriffen — der Tugend, der Pflicht, des 
Rechtes — bedingt. Zeigt sich ‚ein Weg zur Überwindung 
dieses Egoismus, so scheint die Aussöhnung der hedonistischen 
Ethik mit der „Moral des Gewissens“ nicht mehr außer dem 
Bereich der Möglichkeit zu liegen. 
In der Tat aber enthält bereits der Hedonismus selbst 
die Keime, durch deren Entwicklung das consequente Denken 
über den Egoismus kinausgeführt wird. Nicht etwa nur inso- 
fern, als wir zu unserem eigenen Wohl der Hilfe anderer 
Individuen bedürfen und somit die Sorge für diese Anderen 
der hedonistischen Willenshbestimmung nicht fremd bleiben 
kann; vielmehr allgemein deshalb, weil die Gefühlserleb- 
nisse Anderer, soweit wir von denselben eine Vor- 
stellung gewinnen, auch in uns bestimmte Gefühle 
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