154 8 16. Der sensualistische /dealismus.
Consequenzen des Sensualismus sind 88 vornehmlich gewesen,
die zur Weiterentwicklung der Philosophie im rationali-
stischen Sinne gedrängt haben.
In der Entwicklung der psychologischen Erkenntnistheorie
in der neueren Zeit hat der dogmatische Idealismus in Berkeley
seinen consequentesten Vertreter gefunden. Mit Unrecht hat
man den Idealismus Berkeleys als „träumerischen Idealismus“
bezeichnet: Berkeley leugnet weder das Dasein der räumlichen
Welt außerhalb unseres Kopfes, noch auch begeht er die Ver-
wechslung der Empfindungswelt mit einer Welt bloßer Vor-
stellungen. — vielmehr unterscheidet er ausdrücklich die wirk-
lichen Empfindungen von den bloßen Vorstellungen unserer
Phantasie und unserer Träume. Was er leugnet, ist nur die
Existenz einer von unserer Wahrnehmung unabhängi-
gen materiellen Welt. Das Dasein der Dinge fällt für
ihn mit ihrem Wahrgenommenwerden zusammen. Dagegen
hält er an der beharrlichen Existenz geistiger Wesen fest,
ohne den Ursprung unserer Erkenntnis solcher Existenz hin-
reichend zu prüfen.
Die weiteste Verbreitung hat die idealistische Ansicht in
der Form gefunden, welche ihr Schopenhauer gegeben hat.
In teilweigem Anschluß an Kants Lehre von der rein sub-
jectiven Bedeutung des Raumes und der Zeit sucht Schopen-
hauer die ganze Welt als eine Welt bloßer Erscheinungen
für das erkennende Subject aufzuzeigen. Die Dinge
existieren zwar als Wahrnehmungen des erkennenden Subjects
völlig so, wie die Erfahrung sie uns zeigt, sind aber tatsäch-
lich nur als Wahrnehmungen gegeben. Die Welt ist meine
Vorstellung; von einem Object unabhängig vom erkennenden
Subjecte zu reden hat keinen Sinn, Diese Lehre Schopenhauers
ist nicht überall frei von den beiden ersten der oben bezeich-
neten idealistischen Mißverständnisse; schon die allgemeine For-
mulierung der „Welt als Vorstellung“ weist deutlich auf das
zweite dieser Mißverständnisse hin. Die consequente Auf-
fassung der Welt als bloßer Vorstellung vermochte übrigens
ihrem Autor selbst nicht zu genügen. Auf Grund der Er-
kenntnis, daß wir uns unseres eigenen Wesens nicht bloß als
sinnlicher Erscheinung, sondern zugleich als eines Wollens