Full text: Einleitung in die Philosophie

15 $ 18. Der naturalistische Dualismus. 
unternehmen, in eben den Begriffen bereits stillschweigend vor- 
aussetzen, deren sie sich zum Zweck solcher Analyse bedienen. 
Immerhin erscheint in diesen Fällen der Dualismus als 
Durchgangsstadium insofern, als die gesamte erkenntnis- 
theoretische Untersuchung das naturalistische Fundament. des 
Dualismus in Frage stellt und die endgültige Beseitigung 
dieses Fundamentes nur durch die mangelhafte Consequenz 
jener Untersuchung vereitelt wird. 
Unbestritten bleibt dagegen die naiv-dualistische Ansicht 
in den Fällen, in welchen das erkenntnistheoretische Interesse 
aus irgend einem Grunde zurücktritt — sei es, daß dasselbe 
durch die Erfahrung des steten Mißerfolges der Speculation 
abgestumpft ist oder durch anderweitige Interessen zurück- 
gedrängt wird. Die Berufung auf den „gesunden Menschen- 
verstand“, welche im ersteren Falle als Auskunftsmittel gegen- 
über den Paradoxien des Idealismus und der Skepsis in An- 
wendung gebracht wird, ist nichts Anderes als die Rückkehr 
zum natürlichen Weltbilde, in welchem nur jetzt neben der 
objectiven Welt auch die psychischen Tatsachen die Beachtung 
finden, die der Idealismus ihnen erzwungen hat. Die eklek- 
tischen philosophischen Systeme, die sich ohne selbständige 
erkenntnistheoretische Untersuchung die Ergebnisse vergangener 
Epochen aneignen, wo sie ihnen brauchbar erscheinen, bleiben 
aus demselben Grunde regelmäßig auf dem Boden des naiven 
Dualismus. Eine Beruhigung bei solchem Dualismus kann um 
so eher eintreten, wenn das philosophische Interesse durch 
praktische Fragen von der rein theoretischen Speculation 
abgezogen Wird. 
Die allgemeinen Eigentümlichkeiten der dualistischen Welt- 
anschauung ergeben sich als notwendige Consequenzen der 
erwähnten Bedingungen ihres Auftretens. Zwei Welten stehen 
einander als selbständig und gleichberechtigt gegenüber: die 
Welt der psychischen Tatsachen, die „Innenwelt“ des erkennen- 
den Individuums, und die objective Welt der Dinge im Raume, 
die „Außenwelt“, deren nähere Bestimmungen davon abhängen, 
wie weit die erkenntnistheoretische Frage nach dem Ursprung 
unserer Erkenntnis dieser Welt untersucht und beantwortet 
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