Full text: Einleitung in die Philosophie

152 $ 18. Der naturalistische Dualismus. 
solange die naturalistische Grundlage des Dualismus nicht be- 
seitigt wird. Das Schicksal der ethischen Untersuchung ist 
daher im allgemeinen hier dasselbe, wie in der naiv-monistischen 
Phase: entweder bleibt sie mit der metaphysischen Systematik 
in einem ungelösten Widerspruch, oder sie wird zu einer 
wesentlich negatıven Entscheidung ihres Problems gedrängt. 
„Ausdehnung und Denken“, 
Zu ihrer consequentesten Ausbildung ist die dualistische 
Philosophie in jenen Versuchen metaphysischer Systembildung 
gelangt, welche sich mit dem Wiedererwachen des wissen- 
schaftlichen Lebens in der neueren Zeit auf dem europäischen 
Continent entwickelten. Diese neue Phase philosophischer 
Entwicklung ist vielfach beeinflußt durch die Trümmer grie- 
chischer Philosophie, die aus dem Zusammenbruche der antiken 
Cultur in das Mittelalter herübergerettet und der theologisieren- 
den Schulphilosophie überall da einverleibt worden waren, wo 
sie als Baumaterial brauchbar erschienen. Durch eben jene 
Tradition wurde die Rückkehr zum naiven Monismus 
hintangehalten: der Gegensatz der objectiven Welt und der 
Tatsachen des Bewußtseins war nıcht in Vergessenheit ge- 
raten, sondern wurde als Gegensatz der „ausgedehnten“ und 
der „denkenden Substanz“ in die neus Philosophie herüber- 
genommen. Die theologische Überzeugung aber fügte 
diesem Dualismus ein drittes, übergeordnetes Element hinzu: 
über dem Gegensatz der objecetiven Welt und des erkennenden 
Subjects thront herrschend .und vermittelnd die göttliche 
Substanz. Dieser Gottesbegriff ist es, durch welchen in 
dieser Phase die Umwandlung des Dualismus in einen schein- 
baren Monismus und die scheinbare [Lösung (des ersten Ver- 
mittlungsproblems bewerkstelligt wird.) 
Die naive Überzeugung von dem objectiven Dasein der 
„ausgedehnten Substanz“ wurde durch das aus dem Altertume 
1) Die Rücksicht auf das kirchliche Dogma ist bei der Mehr- 
zahl dieser Lösungsversuche von entscheidender Bedeutung; durch dieselbe 
Rücksicht wird in der Regel die strenge Formulierung der ethischen 
Consequenzen unterdrückt, welche sich a8us der metaphysischen Theorie 
ergeben. 
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