160 $ 18. Der naturalistische Dualismus.
bestimmtem. Zusammenhange zu stehen scheinen, so beruht
dieser Zusammenhang auf einer von Gott -—— der „Urmonade“
oder primitiven Substanz — vorausbestimmten Harmonie,
welche durch das Geulinexsche Beispiel der beiden Uhren ihre
Erläuterung ündet.
Ohne die versteckt zu Grunde liegende dualistische
Ansicht hätte dieses Problem überhaupt nicht auf-
treten können. Zur Überwindung jener dualistischen Voraus-
setzung hätte es tatsächlich nur der Frage bedurft, woher
denn der Philosoph selbst, der doch gleich alien
anderen Monaden auf seine eigene geistige Entwick-
lung beschränkt ist, eine Kenntnis von jenen anderen
Monaden besitze, deren Entwicklung mit seiner eigenen
Entwicklung durch die von Gott vorausbestimmte Harınonie
zusammenhängt.
Von allen Philosophen der hier betrachteten. Entwicklungs-
reihe ist Malebranche der soeben angedeuteten Überwindung
des Dualismus am nächsten gekommen. Malebranche hat zum
ersten Mal die Unklarheit beseitigt, welche dem cartesia-
nischen Gegensatz von Ausdehnung und Denken anhaftet.
Ausdehnung kommt auch psr”chischen Tatsachen zu:
die Empfindungen und Vorstellungen unseres Auges wie unseres
Hautsinnes sind tatsächlich ausgelehnt. Die gesamte aus-
gedehnte Welt, von der wir nur durch diese unsere Wahr-
nehmungen Kenntnis haben, würde für uns genau ebenso vor-
handen sein, wenn es dem göttlichen Wesen gefiele, die
physische Welt außer uns wegzunehmen und nur „den Ablauf
der Vorgänge in unserem Gehirn“ unverändert zu lassen. Die
nahbeliegenden idealistischen Consequenzen dieser KErkenntnis
hat Malebranche jedoch nur unvollständig gezogen: er gelangte
nicht zur Ablehnung, sondern nur zu einer Umformung des
cartesianischen Dualismus, von dessen Cirundvoraussetzungen
er sich nicht zu befreien vermochte. Eine Zusammenkunft
mit Berkeley, in dessen Theorie er die Consequenzen seiner
eigenen Überzeugungen rücksichtslos ausgesprochen fand, soll
ihn derartig erschüttert haben, daß er in eine Krankheit ver-
fiel, die seinen Tod herbeiführte.