Full text: Einleitung in die Philosophie

162 $ 19. Rückblick, Die Skepsis u. das erkenntnistheoretische Problem. 
gelöst wird, folgt daher eine Reihe von Ändörungen, die 
schließlich zum Ruhestande des Systems — ev. zu einem 
andern GHleichgewichtszustande als zuvor — zurückführen; im 
Allgemeinen gehen mehrere derartige Änderungen, welche 
verschiedenen Einwirkungen entsprechen, neben einander her. 
Diesen physischen „Vitalreihen“ entsprechen paralleigehende 
psychische Reihen, die, von einer Beunruhigung ausgehend, 
durch eine vermittelnde Änderung zur Beruhigung zurück- 
führen. Die Analyse der psychischen Tatsachen, welche auf 
diesen Schematismus gegründet wird, ist außerordentlich er- 
gebnisreich, wenn auch für manche Tatbestände — vor allem 
im Urteilsgebiete — keineswegs befriedigende Erklärungen 
gewonnen werden. Doch vollziebt sich einerseits diese Analyse 
selbst in vielen wichtigen Punkten unabhängig von der 
Voraussetzung der physischen Parallelvorgänge; andererseits 
bleibt eben. diese Voraussetzung ein völlig dogmatischer 
Bestandteil der ‚Kritik der reinen Erfahrung, indem der Be- 
griff der selbständig existierenden materiellen Welt dem natür- 
lichen Weltbilde des entwickelten Individuums entnommen, 
aber nicht auf seinen erkenntnistheoretischen Ursprung 
geprüft wird. 
$ 19. Rückblick. Die Skepsis und das erkenntnistheoretische 
Problem. 
Wir haben die mannigfaltig verschlungenen Irrwege kennen 
gelernt, auf welche das philosophische Denken. durch die natu- 
ralistischen Voraussetzungen gedrängt wird. Von dem naiven 
Monismus, der den ersten, noch halb mythologischen Ver- 
suchen zur einheitlichen Erklärung des Weltganzen zu Grunde 
liegt, führten die Bemühungen um die mechanische Er- 
klärung der Naturvorgänge zunächst zur wissenschaft- 
lichen Ausbildung einer rein materialistischen Metaphysik. 
So anschaulich diese materialistische Theorie von allen Vor- 
gängen in der objectiven Welt Rechenschaft zu geben schien, 
so wenig vermochte sie die subjectiven Erscheinungen, die 
Tatsachen des Bewußtseins zu erklären — auf deren Dasein
	        
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