Full text: Einleitung in die Philosophie

Forderung psychologischer Analyse. er 
einzig und allein jene psychischen Tatbestände rein erfahrungs- 
mäßig festzustellen und zu zergliedern.!) 
Eine solche rein empiristische Untersuchung wird, wie 
man sieht, idealistisch sem müssen in dem Sinne, daß sie 
eben nur von den Daten unseres Bewußtseins ausgeht und 
keinen Begriff einer objectiven Welt als selbstverständlich 
voraussetzt; nicht aber in dem Sinne, daß sie das Dasein 
dieser objectiven Welt negierte. Sie wird vielmehr eben 
diejenigen Tatsachen aufzuzeigen haben, aus welchen dieser 
Begriff sich herleitet und so dessen rein empirische Bedeutung 
feststellen. 
Der erste Schritt, den hiernach die geforderte rein em- 
pirische, peychologisch-erkenntnistheoretische Untersuchung tun 
muß, ist die Analyse der in unserem entwickelten Leben un- 
mittelbar vorgefundenen psychischen Tatbestände; nur durch 
solche Analyse kann zunächst das Material gesichtet werden, 
aus welchem unser Erkenntnisbesitz sich aufbaut. 
Auf diese bloße Analyse und Classification der unmittel- 
baren Daten unseres Bewußtseins wird sich die Untersuchung 
jedoch nicht beschränken dürfen. Denn dureh die bloße Fest- 
stellung des unmittelbar Gegebenen gewinnen wir noch nicht 
die Antwort auf die Frage nach dem Aufbau der complicier- 
teren Phänomene aus den einfacheren, nach der Entwicklung 
dessen, was uns in der Bedeutung unserer Denkerlebnisse als 
ein mittelbar Gegebenes entgegentritt. Diese Frage aber dürfen 
wir mnicht unbeantwortet lassen. Ist doch eben die fundamen- 
tale Frage nach dem Ursprung und der Bedeutung unserer 
Begriffe selbst nur eine Frage dieser psychischen Ent- 
wicklung. An die erste Analyse der Bestandteile des Ge- 
gebenen muß sich somit die Untersuchung der zwischen diesen 
Teilen bestehenden Zusammenhänge und der auf Grund dieser 
1) Der hier ausgesprochenen Forderung kann keine solche Theorie 
der psychischen Tatsachen genügen, die, wie eiwa Herbarts Mechanik 
der Vorstellungen, Analogien aus dem physischen Gebiete oder sonstige 
populäre Hilfsvorstellungen zur Erklärung der Bewußtseinstatsachen 
verwendet, Gegenseitige „Förderung‘‘ und „Hemmung*‘ von Vorstellungen, 
seelische „Kräfte“, unbewußte psychische „Acte‘“ und ähnliche unklare 
Begriffe haben in einer rein empiristischen Psychologie keine Stelle, 
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