Einheit und Mehrheit. 177
Verlauf den Strom unseres peychischen Lebens bildet und
N welche das einzige Material unseres gesamten KErkennfnisbesitzes
darstellen.
4 Daß Erkenntnistheorie von solcher Analyse ihren Ausgang
© nehmen muß, ergibt sich noch aus einer anderen Überlegung.
2 Die erkenntnistheoretische Untersuchung darf, wenn sie ihrer
N Aufgabe gerecht werden soll, nirgends von Voraussetzungen
| Gebrauch machen, die dem Zweifel oder Irrtum ausgesetzt sind;
ihr Material darf einzig das unanzweifelbar Gegebene sein.
BR Unanzweifelbar aber sind einzig jene Erlebnisse gegeben. An
Te ihnen zu zweifeln. hat keinen Sinn; — während in Bezug auf
g Alles, was sonst noch Gegenstand der Betrachtung werden mag,
N der Zweifel wenigstens als möglich zugegeben werden muß.
Nr Auf die mannigfaltigen. Arten dieser Inhalte, aus denen
z. sich das Bild der äußeren und der inneren Welt für uns
te zusammensetzt, wurde bereits früher hingewiesen. Die Unter-
el scheidungen, welche schon das naive Denken an diesen In-
in halten vollzogen hat: die Bezeichnungen der mannigfachen
zn Empfindungsqualitäten der verschiedenen Sinnesgebiete, die
sh Unterscheidung der „bloßen“ Phantasievorstellungen von den
Ne „wirklichen“ Empfindungen, des Wollens und Sich-entschließens
n vom passiven Erleben, der aufmerksamen Beobachtung von
B zielloser Gedankenwanderung, des endgültigen Urteiles vom
rd schwankenden Zweifel, der Liebe vom Haß, der Freunde von
% der Trauer — all diese Begriffsbildungen sind ebensoviele
nn vorwissenschaftliche Anfänge psychologischer Ana-
N, lyse und Classification, die zur Erreichung des oben be-
at zeichneten Zieles nur der wissenschaftlichen Präcision und
weiteren Vervollständigung bedürfen. In der Tat haben die
Anfänge der wissenschaftlichen psychologischen Analyse überall
an jene vorwissenschaftlichen Scheidungen angeknüpft. Ich
gebe im Folgenden zunächst einen Überblick über die sachlich
wichtigsten Ergebnisse dieser ersten wissenschaftlichen Begriffs-
m bestimmungen.
8) Einheit und Mehrheit.
% Als die erste, allgemeinste und scheinbar ohne weiteres
wissenschaftlich verwendbare Einteilung unserer Bewnßtiseins-
- inhalte tritt uns die bereits dem naiven Denken geläufige
Cornelius, Elnieitung in die Philosophie. 2. Aufl. &
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