Full text: Einleitung in die Philosophie

182 $ 21. Elemente der Erfahrung. 
Bestrebungen, die Gedächtnisbilder als „schwächere“, „weniger 
lebhafte“, „weniger intensive“ Empfindungen zu erklären, 
sind von vornherein notwendig verfehlt. Kine Empfindung, 
und wäre sie noch so schwach und wenig lebhaft, bleibt doch 
immer ein Neues, nur dem gegenwärtigen Augenblick Ange- 
höriges, auf keine Vergangenheit Zurück weisendes; ihre Schwäche 
könnte nimmermehr einen. Ersatz bieten für jene nur den Ge- 
dächtniserlebnissen allein innewohnende Qualität, durch die diese 
uns unmittelbar als Abbilder eines Nichtgegenwärtigen er- 
scheinen, d.h. uns ein Wissen von Nichtgegenwärtigem vermitteln. 
Man sieht schon an dieser Stelle, daß dem hier bespro- 
chenen Unterschiede der Bewußtseinsinhalte für die erkenntnis- 
theoretische Aufgabe eine sehr wesentliche Bedeutung zukommt, 
indem das Verhältnis der Ideen zu den Impressionen uns. die 
erste und einfachste Art der Entwicklung, d.h. der Bedingt- 
heit späterer durch frühere Phasen unseres psychischen Lebens 
an die Hand gibt. 
ce) Äußere und innere Wahrnehmung. 
Weit weniger fruchtbar für den sachlichen Fortschritt als 
die vorigen Unterscheidungen, aber bedeutsam für das Ver- 
ständnis ‚der historischen Entwicklung der erkenntnistheore- 
tischen. Philosophie ist die Einteilung unserer Erlebnisse in 
solche, welche der sinnlichen Wahrnehmung oder „Sen- 
sation“, und solche, die einer anderen Erkenntnisquelle, der 
„Reflexion“, entstammen. Zu der ersteren Classe werden die 
sämtlichen Empfindungen unserer Sinne, wie Farben, Töne, 
Berührungsempfindungen u. s. w. samt den entsprechenden Phan- 
tasievorstellungen gezählt; zu der zweiten. in erster Linie die 
Tatsachen unseres Denkens (so die Beziehungen, welche 
unser Denken zwischen jenen Inhalten vorfindet, weiter aber 
unsere gesamte Urteilstötigkeit im. umfassendsten Sinne des 
Wortes), ferner unsere Gemütsbewegungen und Strebungen 
sowie alles dasjenige, was erst unter Mitwirkung von Faetoren 
dieser letzteren Arten in unserem Bewußtsein auftritt. 
Die Vollständigkeit dieser Einteilung ist natürlich nur 
dann garantiert, wenn von vornherein Alles, was nicht den 
Sinnen entstammt, jener zweiten. Erkenntnisquelle zugeschrieben 
ze 
5°
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.