Full text: Einleitung in die Philosophie

1°; & 21. Die Elemente der Erfahrung. 
freuen und nicht freuen, zugleich Unlust und doch das Gegen- 
teil von Unlust fühlen. Ist aber das jeweilige« Gefühl eine 
Qualität des Gesamterlebnisses, so wird auch das Auftreten 
jener Inhalte, die wir allgemein als erfreulich bez. unerfreulich 
kennen, nicht das allein ausschlaggebende Moment für unseren 
Gefühlszustand sein können; eine Folgerung, die sich bestätigt, 
wenn wir finden, daß auch die unter gewöhnlichen Umständen 
schmerzlichsten und erfreulichsten Vorkommnisse durch außer- 
gewöhnliche Constellationen von Erlebnissen in ihrer Gefühls 
wirkung paralysiert werden können. Das Schicksal kann uns 
in Lagen bringen, in welchen selbst ‚intensiver körperlicher 
Schmerz unsere Gesamtstimmung nicht zu einer unerfreulichen 
zu machen im Stande ist; ebenso gilt umgekehrt, daß Krank- 
heit oder die Nachwirkung erschütternder Erlebnisse uns die 
Freude an all dem vergällen kann, was unter gewöhnlichen 
Umständen unseren Gefühlszustand unfehlbar zu einem lJust- 
betonten gestalten würde. 
Ebenso unmittelbar bekannt wie der Gegensatz von Lust 
und Unlust sind auch deren Gradunterschiede; Lust wie 
Unlust können gesteigert werden und abnehmen. Mit solcher 
Abnahme ist nicht notwendig ein Uraschlag von Lust in Un- 
lust und umgekehrt. verbunden. 
- Die Vorstellung solcher Erlebnisse, die uns einen höheren 
Grad von Lust zu bedingen scheinen, bringt ein neues, eigen- 
artiges Gefühl mit sich, welches als Wunsch- oder Strebungs- 
gefühl Jedem bekannt ist; ebenso bedingt die Vorstellung 
unluststeigernder oder lustvermindernder Eventualitäten ein 
Gefühl des Widerstrebens. Soweit die Vorstellung des Un- 
angenehmen. selbst unangenehm, die des Angenehmen selbst 
angenehm ist, gilt Entsprechendes natürlich auch für die eben 
genannten Gefühle, deren Namen ja nur andere sprachliche 
Bezeichnungen für diese Vorstellungen sind; die Mitwirkung 
der übrigen Componenten unseres Bewußtseinszustandes vermag 
diesen Einfluß freilich auch hier zu paralysieren und ev. 
den entgegengesetzten Gefühlszustand zu bedingen. 
Auf Grund der Entwicklung unserer Erfahrungen über 
die Bedingungen unserer Gefühlszustände — und der er. 
im gegebenen Augenblicke wachgerufenen Erinnerung an 
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