Full text: Einleitung in die Philosophie

Locke, Berkeley. Hume, 1 
solche Erfahrungen — modificieren sich‘ unsere Strebungs- 
gefühle in mannigfaltigster Weise, worauf jedoch hier nicht 
näher eingegangen werden soll. 
Die wissenschaftliche Bestimmung der Mehrzahl der im 
Vorigen betrachteten psychologischen Unterscheidungen ver- 
danken wir im Wesentlichen der englischen empirisch- 
psychologischen Philosophie des 17. und 18. Jahr- 
hundert$s. 
Die Unterscheidung einheitlicher und complexer Be- 
wußtseinsinhalte findet sich, wie zu erwarten, bereits in den 
ersten Versuchen der Analyse des psychischen Lebens. Eine 
völlig scharfe Bestimmung des Begriffes der conereten Mehrheit 
von Teilinhalten gegenüber der Mehrheit von abstracten Quali- 
täten eines einheitlichen Inhaltes wird in diesen Versuchen 
zunächst nicht durchgeführt, — entsprechend der mangelhaften 
Untersuchung des Abstractionsproblems während dieser Ent- 
wicklungsphase. 
Weit exacter wird der Gegensatz zwischen Eindruck 
und bloßer Vorstellung gekennzeichnet. Locke zwar ge- 
braucht für alle Bewußtseinstatsachen gleichmäßig das Wort 
idea -— entsprechend dem heute im Deutschen vielfach be- 
Jiebten zweideutigen Gebrauch des Wortes „Vorstellung“: eine 
Terminologie, welche die Aufmerksamkeit von jenem Gegen- 
satze ablenkt. Dagegen stellen Berkeley und Hume die 
ursprüngliche Bedeutung des Wortes idea im Sinne von Ge- 
dächtnis- oder Phantasievorstellung wieder her, und seit Hume 
ist die Unterscheidung von „impressions“ und „ideas“ bald all- 
gemein eingebürgert. Hume ist es auch, der zuerst den Nach- 
weis zu führen sucht, daß jede einfache Idee das Abbild einer 
früher erlebten entsprechenden Impression sein müsse; ein 
Satz, in dessen Anwendungen er sich freilich. durch die Ver- 
nachlässigung der Abstractionstatsachen gelegentlich irre- 
leiten läßt. | 
Die Einteilung aller Inhalte in solche der Sensation und 
der Reflexion geht auf Locke zurück und wird von seinen 
Nachfolgern adoptiert, bei welchen aber vielfach die Tendenz 
hervortritt, die Refßlexionsergebnisse durchgängig als bedingt 
19°
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.