194 $ 22. Die Assocjationspsychulogie.
Es seien irgendwelche früheren Erlebnisse durch 4, B,C,...
die entsprechenden Phantasievorstellungen durch a,b, ec... be-
zeichnet. Alsdann läßt sich das Gesetz jener Abhängigkeit
dahin aussprechen, daß die Vorstellung a die Vorstellungen d,c...
nach sich zu ziehen pflegt, wenn früher die Erlebnisse 4, 5, U...
öfters gleichzeitig oder in unmittelbarer Aufeinander-
folge aufgetreten sind.
Der Anblick der Trompete ruft uns die Vorstellung des
Trompetenklanges, der Geruch der Rose die Vorstellung ihrer
Form oder Farbe oder vielleicht ihres Namens, der Klang
einen bekannten Stimme die Vorstellung. der sprechenden Person
wach, wenn wir die entsprechenden Iuhalte in den betreffenden
Zusammenhängen kennen. gelernt haben: in derselben Weise
wie jene einstigen Erlebnisse pflegen sich auch die entsprechen-
den Vorstellungen in unseren Gedanken aneinander zu reihen
oder zu „associieren“. Man, bezeichnet. diese Tatsache als
das Gesetz der Erfahrungs- oder der Berührungs-
association, weil sich die Verbindung unserer Vorstellungen
entsprechend den früheren Erfadrungen ‚ der einstigen „Be-
rührung“ unserer Erlebnisse vollzieht. Am deutlichsten wird
die folgenreiche Wirkung dieses Gesetzes durch die ‚Beispiele
der Sprache und der Schrift illustriert, Nur durch dis Be-
rührungsassociation. verbindet sich uns mit den Klangbildern
der Worte die Vorstellung ihrer bestimmten Bedeutung, mit
dem . Gesichtsbilde der Buchstaben die bestimmte Klangvor-
stellung, als deren Zeichen wir die Buchstaben zu beurteilen
lernen.
in Alle derartigen Berührungsassociationen werden um So
inniger, d.h. treten um. so Jeichter auf, je mehr sie geübt
sind, d. h. je öfter die entsprechende Verbindung — gleichviel
ob im Gebiete der Impressionen oder der Ideen — bereits in
unserem bisherigen Leben aufgetreten ist. Zur Erklärung
dieser Tatgache lag es nahe, sich auf die physiologischen
Bedingungen unseres psychischen Lebens zu berufen. Es
erschien als eine plausible Annahme, daß das Auftreten be-
stimmter Vorstellungsreihen durch den Ablauf einer Nerven-
erregung in bestimmten Bahnen des centralen Nervensystems
bedingt sei. Ebenso nahe liegt die Annahme, daß jede solche