Full text: Einleitung in die Philosophie

200 8 22. Die Associationspsychologie 
Urteils im Gegensatze zu allen unbeurteilten Vorstellungen kann 
folglich nur in dem Hinzutreten eines oder mehrerer weiterer 
psychischen Factoren gesucht werden, welche die unbeur- 
teilten Vorstellungen. oder Vorstellungsverbindungen zu jener 
neuen Art von Vorgängen ergänzen, die wir als positive und 
negative Behauptungen kennen. 1 } 
‚Da ein solcher weiterer Factor hiernach als maßgebend 
für die Überzeugung von der Wahrheit der im Urteil 
bezeichneten Vorstellungen gefordert wurde, "so lag "es. am 
nächsten, eben in dem Gefühl solcher Überzeugung, dem 
Gefühl des „Glaubens“ an die betreffenden Vorstellungen "oder 
Vorstellungsverbindungen die fragliche Ergänzung zu suchen. 
Das positive Urteil würde hiernach in der Verbindung‘ der 
betreffenden Vorstellung mit dem „Gefühle der Überzeugung“, 
das negative folgerichtig in der Verbindung derselben mit 
einem entgegengesetzten Gefühle der „Ablehnung“ ‚oder des 
„Nichtglaubens“ bestehen, während durch den Mangel eines 
solchen hinzutretenden Gefühles die „bloße Vorstellung“ i 
Gegensatz zum Urteilsacte charakterisiert wäre. Verschieden 
Versuche, dieses Glaubensgefühl auf eine besondere Charakteristi 
— Intensität, Lebhaftigkeit — der betreffenden Vorstellunge 
selbst zurückzuführen, hatten keinen Erfolg: das Glaubens 
gefühl schien vielmehr als ein nicht weiter zurückführbares 
eigenartiges Erlebnis betrachtet werden zu müssen. 
x Von den Bedenken, die sich auch gegen diese Theori 
a a un 
erheben, mögen hier nur einige wenige angeführt werden, die 
für das Verständnis der irrtümlichen Folgerungen Humes au 
seiner Urteilslehre von Wichtigkeit sind. 
‚Wohl das plausibelste Argument gegen die Theorie liefert 
dasjenige negative Urteil, welches sich auf die Unmöglich 
keit einer bestimmten Vorstellung bezieht. Wenn ich all- 
gemein das Urteil fälle, daß es keine Vorstellung eine 
viereckigen Kreises gibt, so müßte ich nach der 
zunächst die Vorstellung des viereckigen Kreises bilden, an 
‚welche sich alsdann ein Gefühl des Nichtglaubens anzuschließe 
hätte. Die Theorie fordert also, daß ich die Vorstellung, deren 
Unmöglichkeit ich behaupte, zunächst tatsächlich bilde, 
Der Widerspruch _—- aber zugleich auch die Humesch
	        
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