Full text: Einleitung in die Philosophie

DZ 8 22. Die Associationspsychologioe. 
wiederum keine Auskunft, weil sie nicht zwischen der gegebenen 
Vorstellung als solcher und dem Gegenstande unterscheidet, 
auf welchen diese Vorstellung sich bezieht, d.h. welchen sie 
für das Bewußtsein „repräsentiert“ oder „vertritt“. Nur auf 
diesen Gegenstand bezieht sich jeweils der „Glaube“, 
nicht auf die gegebene Vorstellung als solche; wie 
aber eine solche Beziehung zu Stande kommt, davon sagt die 
Theorie nichts und kann nichts davon aussagen, solange sie 
eben nur auf die äußere Zusammenstellung, statt auf den 
inneren Zusammenhang der Bewußtseinsinhalte ihr Augen- 
merk lenkt. 
Das eben betrachtete Beispiel zeigt uns einerseits, daß 
die in Rede stehende Theorie keinesfalls für alle Fälle des 
Urteils eine zutreffende Beschreibung gibt; andererseits aber 
weist uns eine einfache Überlegung darauf hin, daß jenes 
Glaubensgefühl auch in den Fällen, in welchen sich die gegebene 
Beschreibung als zutreffend erweisen sollte, keineswegs als ein 
letzter, ursprünglicher Factor unseres Bewußtseinszustandes 
betrachtet werden darf, daß vielmehr notwendig die Unter- 
suchung des Ursprungs dieses Gefühles, d.h. seiner Abhängig- 
keit von anderen Erlebnissen gefordert werden muß, wenn die 
Analyse der fraglichen Tatbestände eine vollständige sein soll. 
Alle jene Urteile nämlich, aus welchen die Theorie hergeleitet 
wurde, beziehen sich auf das Bestehen irgend eines gegen- 
wärtig nicht wahrgenommenen Factums. Damit wir aber an 
ein. solches Factum glauben, müssen wir irgendwie durch 
frühere Erlebnisse zu solchem Glauben veranlaßt sein. 
Wenn die Behauptung, daß Quecksilber leichter als Gold ist, 
in uns ein „Glaubensgefühl“ erweckt, so liegt dies eben daran, 
daß wir früher bestimmte Erfahrungen der betreffenden Art 
gemacht oder entsprechende Mitteilungen von anderen erhalten 
haben. Unser „Glaube“ erweist sich also als abhängig von 
früheren Erfahrungen, Die erkenntnistheoretische Analyse darf 
sich folglich nicht mit der Constatierung jenes Gefühles be- 
gnügen, sondern muß dem Ursprung desselben aus früheren 
Erfahrungen nachgehen und die Factoren unseres Denkens auf- 
weisen, welche das jeweilige Auftreten dieses Gefühles bedingen. 
Hume hat, im Gegensatz zu späteren Vertretern ähnlicher 
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