Primäre und secundäre Qualitäten, “93
Theorien, eine solche Zurückführung des „Glaubens“ auf frühere
Erfahrungen versucht. Er erklärt denselben durch eine auf
Grund der Gewohnheit entstandene Association der
betreffenden Vorstellung, welche‘ „geglaubt“ wird, an einen
jeweils vorhandenen Sinneseindruck, welcher letztere seine
„Lebhaftigkeit“ auf jene Vorstellung übertrage und sie so zum
Gegenstande unseres Glaubens mache. In der Folge aber läßt
Hume consequenter Weise dieselbe „Lebhaftigkeit“ auch jeder
tatsächlich gegebenen (und insofern eben „exzistierenden“) Vor-
stellung zukommen, so daß jene Erklärung ihren Sinn verliert.
Man erkennt leicht, wie auch hier der Mängel der Unterscheidung
zwischen der Vorstellung und dem vorgestellten Gegenstande
seine verderbliche Wirkung übt. Das Scheitern der Bemühungen
Humes, das Glaubensgefühl zu. erklären und eine widerspruchs-
lose Urteilstheorie zu gewinnen, ist die notwendige Consequenz
seiner atomistischen Betrachtungsweise, welche die inneren
Beziehungen zwischen den Elementen unseres Bewußtseins-
verlaufes nicht beachtet.
Die naturalistischen Begriffe in der Associationspsychologie.
Wenngleich die psychologische Untersuchung, die zur
Ausbildung der Associationspsychologie führte, von vornherein
zu erkenntnistheoretischen Zwecken unternommen War, SO ver-
mochte sie sieh doch, wie schon die oben besprochenen
Classifieationsversuche zeigen, keineswegs sogleich von allen
dogmatischen Voraussetzungen unabhängig zu machen.
Wie die Anfänge wissenschaftlicher Analyse der psychischen
Tatsachen, so bleiben auch die ersten Versuche zur Krklä-
rung dieser Tatsachen insofern naturalistisch, als sie die
objective Welt im Raume und deren Wirkungen auf das Be-
wußtsein stillschweigend voraussetzen. Notwendiger . Weise
müssen daher auch die Vermittlungsprobleme zu Tage
treten; und zwar machen sich, entsprechend dem psychologischen
Standpunkte der Betrachtung, vor allen die Consequenzen des
zweiten Vermittlungsproblems bemerklich.
—_ Sogleich bei Locke kommt die traditionelle Überzeugung
von der Fälschung des Weltbildes durch die sinnliche Wahr-
nehmung in der Lehre von den primären und secundären
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